9. Mai 2019

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Wenn auf Balkonien die Geranien blühen

 Karl Josef Strank

 

Balkonien und Terras(s)ien sind durchaus beliebte Aufenthaltsorte von Menschen und auf vielen wird die Erinnerung an den Urlaub gepflegt, wenn sie nicht sogar manchmal als Ersatz für den Urlaub herhalten müssen. Der Balkon oder die Terrasse haben nicht nur für Häuser ohne Garten eine besondere Bedeutung. Als wohnungsnaher, geschützter Bereich werden sie oft intensiv genutzt. Die Gestaltung dieser Räume mit Blumen und besonderen Pflanzbehältnissen bis hin zu aufwendigeren Arrangements in Ampeln und etagierten Stellagen hat eine lange Tradition.

Auch an den Fürstenhöfen waren und sind die schlossnahen Rabatten mit farbenfrohen Blumenkombinationen gestaltet. Verwendung finden vor allem einjährige Pflanzen mit auffallenden Blüten, die diesen Flor lange und ausdauernd, praktisch das ganze Jahr über bis in den Herbst und den ersten Frostnächten, die der Pracht ein Ende setzen, hervorbringen. Die bunte Mischung der meist exotischen Pflanzen wird vor allem unter ästhetischen Gesichtspunkten zusammengestellt, denn sie soll vorrangig das Auge erfreuen. Die unter diesem Aspekt „würdigen“ Pflanzen kommen aus aller Welt, einheimische sind selten dabei. Viele sind demnach auch, weil sie schnell Liebhaber fanden, in vielen Sorten gezüchtet worden bis hin zu gefüllten Sorten, die in den Augen Einiger die volle Blütenpracht am besten entfalten.

Diese sind aber für Insekten meist nutzlos, weil sie keinen oder wenig Pollen und Nektar produzieren, so dass die Blütenbesuche nicht belohnt werden. Wenn man also auch die Insekten mit der hausnahen Blütenpracht unterstützen will – ein wichtiger ökologisch sinnvoller Nebeneffekt – sollte man darauf achten, die einfachen und nicht die gefüllten Blumensorten zu pflanzen.

Als Balkonpflanzen schlechthin gelten die Geranien. Im botanischen Verständnis sind das aber gar keine Storchenschnäbel, sondern Pelargonium-Arten, die um 1700 aus Südafrika nach Europa gebracht wurden. Schon Ende des 18. Jahrhunderts klassifizierte man sie als Pelargonien, der Name Geranien hat sich aber bis heute erhalten. Die Vielzahl der Sorten unterscheiden sich nach den aufrecht wachsenden Zonale-Hybriden und den langtriebigen, hängenden Peltatum-Hybriden. Gerade letztere zieren in Süddeutschland, Österreich und Tirol häufig die Südbalkone der Häuser.

Nicht minder häufig sind die Fuchsien. Sie haben ebenfalls zahlreiche Liebhaber und Züchter gefunden, stammen ursprünglich aus Mittel- und Südamerika und sind zu Ehren von Leonhard Fuchs, einem der Kräuterväter der Botanik, benannt. Petunia-Hybriden gibt es aufrecht wachsend oder hängend mit kleinen und großen Blüten in fast allen Farben. Die langtriebigen Surfinia-Hybriden sind robust und wuchsstark, im Nebeneffekt allerdings auch giftig. Das ist meist kein Problem, denn die Balkonpflanzen sind was fürs Auge und nicht für den Teller gedacht.

Der goldgelbe, sehr wuchsfreudige Zweizahn blüht unentwegt von Mai bis Oktober, duftet stark nach Nektar und ist wetterfest. Salvia-Arten gibt es viele. Der Mehlige Salbei findet sich regelmäßig im Sortiment der Balkonpflanzen. Er schiebt während der ganzen Saison immer wieder neue Blüten, hat dunkelgrüne glänzende Blätter und liefert farblich das satte Blau.

Spätestens nach den Eisheiligen können die Balkonkästen bepflanzt und die überwinterten Kübelpflanzen ins Freiland gestellt werden. Anfang Mai halten die Gärtnereien eine Fülle von Blumen als Saisonware vor, aus der man sich unter den Gesichtspunkten Formen und Farbe reichlich bedienen kann. Die Auswahl ist mit Husarenköpfchen, Löwenmäulchen, Männertreu, Verbenen und Fächerblume noch lange nicht erschöpft. Den Sommer über brauchen sie regelmäßig in den Trockenphasen des Sommers täglich Wasser. Damit die Blütenpracht bis zum Herbst durchhält, ist gelegentlich Dünger im Gießwasser nachzuliefern und die welken Teile des Blütenstands sind auszudünnen. So gepflegt, lassen erst die ersten Fröste die Pracht Balkoniens und Terras(s)iens ersterben und den Wunsch entstehen, im nächsten Jahr die bunte Blumenvielfalt zu erneuern.

 

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zuletzt bearbeitet am 18.V.2019