25. April 2019

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Blüht der Apfel, ist „Vollfrühling“

 Timo Sachsen

 

Wer seinen Blick nach draußen richtet, hat in den vergangenen Wochen die beginnende Obstblüte genießen können. Bei sonnigem und warmem Wetter im März ist mit einer früh beginnenden Obstblüte zu rechnen. Zumindest was die Temperaturen angeht, haben der März und auch der Februar 2019 die Voraussetzung für eine frühe Blüte geschaffen. Schon Ende März blühten zum Beispiel Münsterbirnen in der Region.

Für den Obstliebhaber ist der Frühling eine spannende Jahreszeit. Zum einen zeigt sich jetzt, ob ein Obstbaum in den Vormonaten viele Blütenknospen angesetzt hat, zum anderen geht der Blick häufig gen Himmel oder zum Wetterbericht. Denn eine frühe Blüte wie in diesem Jahr birgt gewisse Risiken. Die Witterung zur Zeit der Blüte entscheidet über eine üppige oder magere Ernte im Herbst.

So haben wir in den vergangenen beiden Jahren sehr unterschiedliche Blütezeiten und entsprechend auch Ernten erlebt. Im Jahr 2017 sind große Teile der Obstblüten späten Frostereignissen zum Opfer gefallen. Ausgenommen waren ein stückweit die hohen Lagen der südlichen StädteRegion. Dort standen die Obstbäume zur Zeit der Spätfröste noch nicht in voller Blüte.

Im vergangenen Jahr war die Witterung zur Blütezeit dagegen ideal: Langanhaltendes überwiegend trockenes und windschwaches Wetter, wenig starker Regen. Bestäubende Insekten konnten ungehindert ihre Arbeit verrichten. Ergänzend waren die Bäume aufgrund des Vorjahres gut „erholt“. In Folge war die Ernte überdurchschnittlich. Aufgrund der Vielzahl der Blüten durch die die Bäume in einem überdurchschnittlich üppigen Weiß strahlen, erhält dieses Phänomen auch den Namen „Weißblüte“.

Nachdem die Süßkirsche in die Blüte gestartet ist, folgen die Birne und zuletzt der Apfel. Blüht der Apfel, so hat der Frühling endgültig Einzug gehalten. Im phänologischen Kalender wird mit der Apfelblüte der sogenannte „Vollfrühling“ eingeleitet, die letzte Frühlingsphase vor dem Sommer.

Die Obstknospen, hier am Beispiel des Apfels, durchlaufen bis hin zur Blüte verschiedene Entwicklungsstadien. Blatt und Blütenknospen sitzen natürlich auch im Winter schon, wenn auch vergleichsweise unscheinbar, am Ast an. Dort überdauern die sogenannten Winterknospen auch strenge und länger andauernde Frostperioden. Steigen die Temperaturen, setzt das Knospenschwellen ein. Die Blütenknospen werden deutlich dicker und die schützenden, außen sichtbaren Knospenschuppen werden länger und heller. In Folge beginnen die Knospen aufzubrechen, wodurch die grünen Blätter, die das Blütenbüschel umhüllen, sichtbar werden. Man spricht vom Stadium der „Grünen Spitze“. Das nun folgende Mausohrstadium verdankt seinen Namen den kleinen, feinen, mausohrähnlichen Blättchen, die sich langsam aus der Knospe herausschieben und sich abspreizen. Nach wie vor dominiert der Grünton die Knospe, auch wenn nun schon ein Teil der eigentlichen späteren Blüte erkennbar ist. Man spricht von der „Grünen Knospe“, bei der sich einzelne Blüten voneinander lösen und als solche gut erkennbar sind. Das nachfolgende Stadium beginnt mit dem Wachstum der Blütenstiele. Die Kelchblätter der Blütenknospe sind leicht geöffnet und beim Apfel rot gefärbt. Aus der „Grünen Knospe“ ist die „Rote Knospe“ geworden. Diese Entwicklung kann bei hohen Temperaturen binnen weniger Tage vollzogen sein, bei niedrigen Temperaturen jedoch auch mehrere Wochen dauern. Die letzte Phase vor der eigentlichen Blüte ist das „Ballonstadium“. Die Blüten sind gewachsen, gut erkennbar und ähneln kleinen, roten Ballons, die auf die baldige Öffnung warten. In der Regel öffnet sich in Folge eine der mittleren Blüten am Blütenbüschel, die sogenannte Zentralblüte, schrittweise gefolgt von den weiteren, umliegenden Blüten des Büschels. Sind mindesten 50% aller Blüten geöffnet, spricht man von der Vollblüte des Baumes.

 

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zuletzt bearbeitet am 18.V.2019