18. Febr. 2021

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Süßes Superfood als „ideale Weltraumkost“

 Sophie Zimmermann

Seit einigen Jahren ist die Süßkartoffel ein beliebtes Gemüse, welches in Supermärkten und auf Speisekarten zu finden ist. Man kann sie stampfen, braten, backen, kochen, als Pommes frittieren und vieles mehr.

Aufgrund der Namensgebung wird häufig angenommen, die Süßkartoffel sei eng mit der Kartoffel verwandt. Allerdings gehört die Süßkartoffel zur Familie der Windengewächse, während die Kartoffel zu den Nachtschattengewächsen zählt. Die beiden Pflanzen sind also nur entfernt verwandt. Die Süßkartoffel, botanisch Ipomoea batate, ist eine mehrjährige Staude, deren Wachstum bei uns jedoch durch den Frost beendet wird. Die Triebe der Pflanze wachsen auf dem Boden liegend. Die Blätter sind herz- oder pfeilförmig und etwa handgroß. Die Blüten gleichen denen typischer Windengewächse und sind weiß bis rosa oder lila. An dem auf dem Boden liegenden Spross entstehen durch Dickenwachstum bis zu 30 cm lange Knollen.

Ursprünglich stammt die Süßkartoffel aus Mittel- und Südamerika und wurde von den europäischen Siedlern im 16. Jahrhundert über die Kanarischen Inseln nach England gebracht. Der indigene Begriff batate wurde von den Siedlern übernommen. Aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit der ebenfalls aus Südamerika stammenden Kartoffelpflanze, welche im Inkareich als papa bezeichnet wurde, kombinierten die Spanier beide Begriffe zu dem Wort patata. Auch in alter botanischer Literatur wurden deshalb beide Pflanzen lange als patate bezeichnet, woraus sich das englische Wort potato ableitet. Im Spanischen wird heute wieder der Begriff batate verwendet, während im deutschen und englischen das Adjektiv „süß“ angehängt wurde (Süßkartoffel und Sweet Potato), um die Pflanzen zu unterscheiden.

Aber warum ist die Süßkartoffel eigentlich so süß? Das liegt an dem hohen Zuckergehalt der Knolle. Der Zuckeranteil in Form von Saccharose ist ungefähr dreimal so hoch wie bei der Kartoffel. Dennoch kann die Batate ohne schlechtes Gewissen gegessen werden, da sie fettarm ist und durch ihre besondere Nährstoffkombination nicht zu einem schnellen Anstieg des Blutzuckerspiegels führt. Auch der Nährwert ist mit 452 kJ höher als bei der Kartoffelknolle mit 300 kJ, wodurch sie länger satt macht. Wie die orangene Farbe der Knolle bereits verrät, ist in ihr das aus der Karotte bekannte Betacarotin enthalten. Dieses wird im Körper zu Vitamin A umgewandelt, welches das Immunsystem stärkt. Weitere Bestandteile der Knolle sind Vitamin E und Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium, Zink und Kalzium. Neben der Speicherknolle sind auch die jungen Triebe und die Blätter der Batate essbar und können wie Spinat oder als Salat zubereitet werden.

Durch diese Zusammensetzung gilt die Süßkartoffel heute als sogenanntes Superfood. Die Weltraumbehörde NASA sprach die Süßkartoffel deshalb sogar als ideale Weltraumkost aus. Die Möglichkeit besteht, dass die Pflanze zukünftige Marsmissionen oder längere Weltraumexpeditionen begleiten wird.

Ein weiterer Vorteil der Süßkartoffelpflanze besteht nämlich bei der Vermehrung. An einer eingepflanzten Knolle bilden sich Triebe, welche abgeschnitten und neu eingepflanzt werden können. Durch diese Vermehrung mit Stecklingen kann aus einer Knolle eine große Anzahl Jungpflanzen gewonnen werden. Zum Gedeihen benötigt die Batate angenehme Temperaturen von 25-30 °C, deshalb sollte sie erst Anfang Juli ausgepflanzt werden. Sinken die Temperaturen unter 10 °C, besteht die Gefahr von Kälteschäden. Außerdem benötigt die Pflanze ausreichend Wasser und fühlt sich in sandigen Lehmböden wohl. Der Boden kann mit Kompost und Hornmehl angereichert werden, bei einem zu hohen Nährstoffangebot wachsen jedoch vor allem die Blätter und nur wenige Knollen. Geerntet werden kann im September/Oktober, wobei die Knollen auch bis zum ersten Raureif im Boden gelassen werden können. Schädlinge oder Krankheiten der Süßkartoffel sind selten, die Knollen sind jedoch äußerst beliebt bei Mäusen, Erdraupen und Drahtwürmern.

In Europa wird die Süßkartoffel vor allem in Italien, Spanien und Portugal angebaut. In Deutschland gibt es noch keine großen Anbaugebiete. Weltweit stellt China den Hauptproduzent für die süßen Knollen dar.

 

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zuletzt bearbeitet am 9.III.2021