2.Aug.2012

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Im heimischen Garten – auch im Sommer – längst integriert: der Spinat

Karl Josef Strank

Jeder kennt oder kann aus der Erinnerung das Bild hervorkramen eines Kleinkindes, das mit Spinat gefüttert wird. Meist nehmen die lieben Kleinen den grünen Brei reichlich und bereitwillig zu sich, oft prusten sie aber auch explosionsartig die grüne Masse in mehr oder weniger hohem Bogen auf alles, was in der nächsten Umgebung ist, weil sie satt sind oder merken, dass Spinat im Überfluss genossen, dann doch etwas fade schmeckt.

Rund 90 Prozent Wasser

Spinatblätter bestehen zu 89-94 Prozent aus Wasser. Äußerst wertvoll für die Ernährung machen ihn vor allem neben Protein (2,0 – 3,2 g immer gerechnet auf 100 g frische Blattmasse) und Kohlenhydraten (2,4-3,7 g) der außerordentlich reiche Kaliumgehalt (470 – 742 mg), der verhältnismäßig reiche Kalziumgehalt (80 -190 mg) und der im Vergleich zu anderen Blattgemüsen bis doppelt so hohe Eisengehalt (2,8-6,6 mg). Bei den enthaltenen Vitaminen sticht der mit 15-120 mg vorhandene Vitamin-C-Gehalt hervor. Negativ fällt der relativ hohe lösliche Oxalsäure-Gehalt (126 mg) auf. Im Vergleich zu Rhabarber (270 mg) und zu Roten Beten (53 mg) liegt dieser bei den meisten heimischen Gemüsen bei Null oder zwischen 1-5 mg.

Im Garten ist der Spinat eine geradezu universelle Pflanze. Er verträgt sich mit allen Gemüsen. Ungünstige Nachbarn kennt er nicht. Besonders gut verträgt er sich mit Kohl, Erdbeeren, Radieschen, Rettich, Kartoffeln, Rote Bete, Sellerie, ja sogar mit Stangenbohnen und Tomaten. Früher kannte man Spinat nur als Frühjahrs-, Frühsommer und Herbstgemüse. Das liegt daran, dass die Pflanzen sehr lichtempfindlich reagieren und sie, wenn die Tage länger werden, neben den Blättern auch sehr schnell Blütenschäfte ausbilden und „durchschießen“. Inzwischen gibt es aber auch Sommersorten, die nur Blätter produzieren. Die Frühjahrssorten sollten so früh, wie es die Jahreszeit erlaubt, also durchaus schon (Ende Februar) und März/April und die Herbstsorten Mitte August bis Anfang September ausgesät werden.

Bei Albertus Magnus

Die früheste Erwähnung findet der Spinat als „spinachia“ in dem Buch der Naturgeschichte von Albertus Magnus im 13. Jahrhundert. Er schreibt, dass der Spinat als Gemüse die heimische Melde übertreffe. Diese wurde das ganze Mittelalter hindurch als Blattgemüse angebaut. Da sie unempfindlich ist und wie Unkraut überall wächst, war sie allgemein verbreitet. Biogärtner entdecken sie heute als Alternative zum Spinat wieder neu. Leonhard Fuchs bildete Spinat 1543 in seinem Kräuterbuch ab und schrieb: „Spinat oder Spinet wird auch Bynetsch genent … Auff Arabisch Hispanach … als Hispanisch kraut, vielleicht darumb, das es auß Hispania erstlich in ander nation ist gebracht worden.“

Danach ist der Spinat aus Arabien auf dem Umweg über Spanien, das kulturell jahrhundertelang von den Mauren beeinflusst war, zu uns gekommen. Arabien ist dennoch nicht die ursprüngliche Heimat des Gemüse-Spinats, Spinacia oleracea, denn diese vermutet man wegen seiner nächsten wilden Verwandten, Sp. tetrandra und Sp. turkestanica, in den Steppen Mittelasiens.

Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von Spinat liegt in Deutschland ungefähr bei einem Kilogramm. Angebaut wird Spinat bei uns auf einer Fläche von fast 3500 ha. Um den etwas metallischen, bitteren und adstringierenden Geschmack zu mildern und den Nitratgehalt zu verringern, kann Spinat vor der weiteren Zubereitung blanchiert werden. Zur längeren Lagerung bietet sich an, ihn kurz zu blanchieren, in Eiswasser abzuschrecken und anschließend einzufrieren. Auf diese Weise ist er bis zu zehn Monate haltbar.

Als Ersatz für den Sommer ist erst kürzlich der Neuseeländer Spinat, Tetragonia tetragonioides, ein Eiskrautgewächs, wie das Eiskraut selbst, Mesembryanthemum crystallinum, bei uns bekannt geworden. Er schießt bei Hitze nicht, liefert reichlich Blattmasse und hört erst bei Frost auf zu wachsen. Die fleischigen, rauen Blätter sind wie Spinat zu nutzen. Er stammt von den Küsten Neuseelands und Australiens. Um die Keimung zu beschleunigen, werden die Samen vorgequollen und in Anzuchterde vorgezogen.


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zuletzt bearbeitet am 22.IX.2012