7. Jan. 2021

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Kakao – wärmend und gut für das Wohlbefinden

 Ruth Gestrich-Schmitz

Eine heiße Schokolade oder einen warmen Kakao kann man zurzeit leider nicht im Café genießen. Doch auch gemütlich zu Hause sitzend schmeckt das Getränk der Azteken gut und hebt das Wohlbefinden, während es draußen kalt und ungemütlich ist. Vor etwa viertausend Jahren nutzten bereits die Maya den in Mittel- und Südamerika wildwachsenden Kakaobaum als Nutzpflanze. Bei den mexikanischen Ureinwohnern hieß der Baum „Cacaua“. Die Azteken stellten aus den gerösteten, gemahlenen Samen ein nahrhaftes Getränk namens „Chocolatl“ her, das anregend und stimmungsaufhellend wirkte. Kakao wurde nicht nur als aromatisches Getränk hochgeschätzt, sondern auch als Zahlungsmittel eingesetzt: Tausend Kakaosamen entsprachen im mexikanischen Münzsystem drei Golddukaten. Dementsprechend konnten sich nur die Wohlhabenden das aus Samen zubereitete Kakaogetränk leisten. Durch die spanischen Eroberer gelangte der Kakao im 16.Jh. nach Europa. Küster schreibt in seinem Buch „Wo der Pfeffer wächst“, dass Kakao in Deutschland zuerst von der Ratsapotheke in Braunschweig 1640 angeboten wurde. In London eröffnete 1657 das erste „chocolate house“. Auf Grund der hohen Steuern war Kakao ein Luxusgut. Erst im 19.Jh. wurden die Steuern gesenkt und Kakao war damit auch für weniger Reiche erschwinglich.

Der Kakaobaum (Theobroma cacao) wird heute in die Familie der Malvengewächse eingeordnet. Er wächst im schattigen Unterholz als immergrüne Pflanze mit dichtbelaubter Krone in tropischem Klima, wo ausreichend hohe Temperaturen (24 – 28°C) vorherrschen und Niederschlagsmengen von mindestens 1500-2000 mm pro Jahr fallen. Er wird bis zu zehn Meter hoch. Junge Blätter sind zunächst kupfer- bis bronzefarben, voll entwickelte Blätter dunkelgrün, zwanzig bis vierzig Zentimeter lang, derb-ledrig mit kurzer Spitze. Wer schon einmal im Tropenhaus eines Botanischen Gartens einen Kakaobaum gesehen hat, dem ist vielleicht aufgefallen, dass die kleinen grünlich-weißen Blüten direkt am Stamm entspringen, was man botanisch als Kauliflorie/Stammblütigkeit bezeichnet. Auch an blattlosen, starken Seitenästen werden Blüten ausgebildet, Ramiflorie genannt. Die Bestäubung übernehmen kleine Fliegen der Gattung Forcipomyia. Aus nur etwa jeder fünfhundertsten Blüte entwickelt sich innerhalb von fünf bis acht Monaten eine fünfzehn bis zwanzig Zentimeter lange, ellipsoide, gelb bis rotbraun gefärbte Frucht mit zwanzig bis sechzig mandelförmigen bräunlichen Samen, die von einem weißen, süßen, sehr schmackhaften Fruchtfleisch (Pulpa) umgeben sind. Die als Kakaobohnen bezeichneten Samen schmecken frisch geerntet eher fade. Erst durch den Fermentationsprozess und die anschließende Röstung erhält der Kakao sein typisches Aroma. Zur Gewinnung von Kakaopulver werden die gerösteten Samen zermahlen, erwärmt und gepresst. Der Pressrückstand wird zu Kakaopulver gemahlen und kann als Rohstoff in der Schokoladenproduktion eingesetzt werden. Das abgepresste Fett, die Kakaobutter, wird bei der Herstellung von Milch- und weißer Schokolade verwendet. In der pharmazeutischen und kosmetischen Industrie kommt sie als Grundlage von Salben, bei der Herstellung von Zäpfen und Lippenstiften zum Einsatz.

Die meisten Kakaobohnen kommen heute aus Afrika, nur etwa 16% aus Südamerika. Dabei stammen laut Slow Food Deutschland e.V. etwa 90% der Bohnen aus Kakaoplantagen mit Monokulturen, wofür häufig Regenwald abgeholzt wird, die Bäume unter der Sonneneinstrahlung leiden und anfällig für Krankheiten sind, Dünger und Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden müssen. Solche Bäume werden in der Regel nur etwa zwölf Jahre alt, in ihrer natürlichen Umgebung wachsende Kakaobäume können ein Alter von zweihundert Jahren erreichen. Wer Kakao und daraus hergestellte Schokolade aus ökologischem und sozialverträglichem Anbau, fair gehandelt, kauft, muss zwar ein wenig tiefer in den Geldbeutel greifen, bekommt dafür aber ein wirkliches Geschmackserlebnis und sichert dabei die Existenz der naturverträglich arbeiteten Kakaobauern.

 

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zuletzt bearbeitet am 2.II.2021