24. Dez. 2020

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Der Klassiker der süßen Weihnacht

 Richard Lifa

Kinder, kommt und ratet, was im Ofen bratet! Hört, wie’s knallt und zischt. Bald wird er aufgetischt, der Zipfel, der Zapfel, der Kipfel, der Kapfel, der gelbrote Apfel …“

Ein knackig fester, säuerlich süßer Apfel frisch vom Baum ist wahrlich ein Genuss. Aber nicht nur rohe Äpfel sind herrlich. Unzählige Rezepte für Apfelspeisen tummeln sich in Kochbüchern und im Internet. Hier gibt es nicht nur süße, sondern auch herzhafte Gerichte. Speziell zur Winter- und Weihnachtszeit ist der Apfel eine alte Tradition und wird in vielen Geschichten und Gedichten genannt. Aber vor allem der Bratapfel wird mit dem Weihnachtsfest verbunden.

Bereits Shakespeare erwähnt in seinem Winterlied „Liebes Leid und Lust“ aus dem Jahr 1594 einen zischenden Bratapfel in Schalen. Auch das als Volksgut geltende Gedicht (Ausschnitt siehe oben) mit dem Namen „Der Bratapfel“ eines unbekannten Autors, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einem Kinderbuch veröffentlicht wurde, macht Lust auf die klassische Speise. Der genaue Ursprung des Bratapfels ist jedoch unbekannt. Bekannt ist, dass früher fast jede Familie mindestens einen Apfelbaum im Garten hatte. Durch die große Apfelernte wurden die Äpfel auf unterschiedliche Weise verarbeitet und eine war womöglich der Bratapfel. Auch wenn nicht ganz klar ist, wann diese Tradition entstanden ist, scheint sie doch immer präsent gewesen zu sein. Und dies obwohl es immer wieder dazu kam, dass der Bratapfel kurzfristig in Vergessenheit geraten ist. Vermutlich fehlt deshalb jegliche Information über den genauen Ursprung.

Der klassische Bratapfel zeichnet sich als Süßspeise aus. Ganz einfach und auch schnell wird bei der Speise nach traditioneller Art der Apfeldeckel in kleine Würfel geschnitten, mit Zimt und Zucker abgeschmeckt und anschließend in das leere Kerngehäuse gefüllt. Dafür wird vorzugsweise eine feste und säuerliche Sorte wie beispielsweise Boskop, Holsteiner Cox, Elstar oder Jonathan genutzt. Für anspruchsvolle Geschmäcker werden Kombinationen wie Nüsse, Rosinen sowie Marzipan oder Marmelade in das ausgehöhlte Apfelinnere gefüllt. Mit weihnachtlichen Gewürzen abgeschmeckt bietet das Arrangement einen besonderen Genuss als Nachspeise zu den Festtagen. Mit einer feinen Vanillesoße kann das Dessert abgerundet und serviert werden. Selbstverständlich sollte vorher nicht vergessen werden, den Apfel bei circa 180 Grad Celsius ungefähr eine halbe Stunde in einem Umluftbackofen zu backen. Früher wurde der gefüllte Apfel in einer Auflaufform über dem Kaminofen gebacken. Allerdings wird er dabei nur von unten gegart oder eben, wie seine Namensgebung es verrät, gebraten.

Mittlerweile gibt es sogar zahlreiche Rezepte für den Bratapfel zum Mitnehmen oder auch Verschenken an Familie und Freunde. Dafür kann der gefüllte Apfel ganz einfach mit einem Schuss Apfelsaft oder -wein in einem Einmachglas haltbar gemacht werden.

Wer übrigens denkt, dass die Nachspeise kalorienreich ist, der liegt falsch. Natürlich ist die Schwere des Desserts von den Zutaten bestimmt. Aber der nach den klassischen Rezepten zubereitete Bratapfel schlägt andere Nachspeisen um Längen und ist nach einem deftigen Mahl ein gelungener Abschluss. Durch das Garen wird der Apfel zudem leichter verdaulich. Und keine Angst, der Apfel verliert seine Vitamine beim Braten im Ofen nicht, entwickelt aber ein herrlich leckeres Aroma.

Der Bratapfel bietet sich allerdings auch für die herzhafteren Gemüter an. Hierzu kann statt der süßen Zutaten auch auf Schinken oder Speck mit Zwiebeln, Hackfleisch oder Käse gesetzt werden. Ein Apfel lädt besonders zur Weihnachtszeit mit allen erdenklichen Zutaten zu allerlei erfinderischem Kochen ein. So entsteht nicht nur durch die Säure des Apfels ein lustiges gemeinsames Zusammensein.

 

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zuletzt bearbeitet am 5.I.2021