9. April 2020

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Christusdorn, eine wieder in Mode kommende „Omapflanze“

 Ruth Gestrich-Schmitz

Was hat eine aus Madagaskar stammende Pflanze mit Karfreitag zu tun? Die Rede ist von Euphorbia milii, im Deutschen Christusdorn genannt: Seine dornigen Sprosse erinnern an die Dornenkrone Jesu.

Der Christusdorn gilt als Klassiker unter den Zimmerpflanzen. Er ist mit dem Weihnachtsstern verwandt, beide gehören zur Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae). 1821 gelangte der Christusdorn durch Baron Pierre-Bernard Milius, Gouverneur der Madagaskar benachbarten Insel Bourbon (heute La Réunion), erstmals nach Europa. Er sandte drei Pflanzen an den Botanischen Garten in Bordeaux, die der Botaniker Charles des Moulins beschrieb und die Art (milii) zu dessen Ehren benannte.

Euphorbia milii wächst als dorniger, bis neunzig Zentimeter hoher Strauch mit länglich ovalen Blättern. Ganzjährig erscheinen endständig angeordnete Blütenstände, mit unscheinbaren Blüten ohne Kronblätter, dafür mit zwei roten Hochblättern (Brakteen), die zur Anlockung von Insekten dienen. Aus Madagaskar kennt man mittlerweile zahlreiche Varietäten von Euphorbia milii, die sich in Wuchshöhe, Gestalt, Verzweigungsform und Blütenfarbe unterscheiden. Sie werden für die Züchtung von Kulturformen verwendet, so dass es inzwischen Sorten mit rosafarbenen, weißen und gelben Blüten und unterschiedlichen Wuchsformen gibt. Wegen der dekorativen Hochblätter, der langen Blüteperiode, seiner bizarren Gestalt und seiner Robustheit ist der Christusdorn für die Zimmerkultur gut geeignet. Aufpassen im Umgang mit ihm muss man jedoch wegen der starken Bedornung und des giftigen Milchsaftes, der in der Natur als Wundverschluss und Fraßschutz dient. Hauptinhaltsstoffe sind Diterpenester (Milliamine A bis N) und Triterpene. Man sollte Hautkontakt mit dem Milchsaft, der beim Verletzen der Pflanze austritt, vermeiden. Denn es können bei Menschen wie bei Tieren Haut-, Schleimhaut- und Augenreizungen und, bei Verschlucken, Magen-Darm-Beschwerden auftreten.

Der Christusdorn wird gerne als „Omapflanze“ bezeichnet, früher fehlte er an kaum einem Fensterbrett. Er ist eine anspruchslose, pflegeleichte Zimmerpflanze, die einen hellen, sonnigen Platz bei normaler Zimmertemperatur bevorzugt und selbst im Winter trockene Heizungsluft gut verträgt. Den Sommer verbringt der Christusdorn gerne draußen auf der Terrasse oder dem Balkon. Vor dem Frost muss er wieder nach drinnen. Da die Pflanze nur wenig Wasser braucht, sollte sie während der Wachstumsperiode mäßig, während der Winterruhe nur so wenig gegossen werden, dass der Wurzelballen nicht austrocknet. Dass die Pflanze im Winter ihre Blätter abwirft, ist nicht ungewöhnlich. Bei richtiger Pflege treiben im Frühjahr neue Blätter aus. Temperaturen von etwa 18° Celsius sind für das Erscheinen der Blüten von November bis April optimal, doch auch bei normaler Zimmertemperatur kann es zur Blüte kommen. Temperaturen unter 15° Celsius und Zugluft mag der Christusdorn nicht. Während der Wachstumsphase von Mai bis Oktober wird alle zwei bis drei Wochen das Düngen mit Flüssigdünger für Zimmerpflanzen oder Kakteen empfohlen.

Im Gartenhandel wird in der Regel Euphorbia milii var. splendens angeboten, andere Sorten sind eher bei spezialisierten Pflanzenhändlern und über das Internet erhältlich. Ansonsten sind die meisten im Handel angebotenen Zuchtformen Hybriden von Euphorbia milii mit Euphorbia lophogona, genannt Euphorbia x lomi. Sie behalten im Winter ihr Laub, wachsen kompakt mit vielen Verzweigungen und blühen fast ganzjährig, je nach Sorte in Rot, Rosa oder Gelb.

 

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zuletzt bearbeitet am 9.VII.2020