9. Jan. 2020

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Die Passionsblume und ihre Früchte

 Joachim Schmitz

 

Christliche Missionare in Südamerika erkannten in den Blüten der Passionsblumen Symbole des Leidenswegs von Jesus Christus. Dabei symbolisieren die zehn Blütenblätter die Apostel ohne Judas und Petrus, die Nebenkrone (violett-weiß) die blutige Dornenkrone, die fünf gelben Staubblätter, die einem gemeinsamen Stielchen entspringen, die fünf Wunden Christi und der sich in drei braune Äste aufspaltende Griffel die rostigen Kreuznägel. Die Deutung war auch Linné bekannt, der die Gattung deshalb Passiflora nannte, was auf Deutsch eben Passionsblume heißt.

Bei uns ist die Blaue Passionsblume (Passiflora caerulea) eine geläufige Zierpflanze, die vor allem wegen der großen, attraktiven Blüten kultiviert wird. Wenn man sie lässt, bekommt sie Beerenfrüchte, die aber keinerlei Nutzwert haben.

Ganz anders bei einigen ihrer südamerikanischen Verwandten, die wichtige Obstproduzenten sind. Alle Passionsfrüchte sind Beeren aus drei am Rand verwachsenen Fruchtblättern, die dadurch zunächst einen Hohlraum bilden. Die Samen sitzen nur an den Verwachsungsnähten und deshalb in drei Doppelreihen. Dann bildet sich aus dem Samenstiel um den Samen ein fleischig-saftiger Samenmantel. Der botanische Fachausdruck dafür ist Arillus. Zur Fruchtreife wird dieser Arillus so groß, dass die Samen die ganze Frucht ausfüllen. Dieser Aufbau zeigt gewisse Parallelen zum Granatapfel. Deshalb werden Passionsfrüchte auch Grenadillen genannt, was so viel wie kleiner Granatapfel heißt. Eine andere Bezeichnung für Passionsfrüchte ist Maracuja. Das kommt aus der Sprache südamerikanischer Ureinwohner und soll so viel wie „Nahrung aus der Schale“ heißen. Heute werden im Handel ganze Früchte meist als Grenadillen bezeichnet und Maracuja für den Saft aus Passionsfrüchten. Man kann ganze Früchte mit den Kernen auslöffeln. Häufiger wird aber der abgepresste Saft verwendet.

Die bei uns im Handel wichtigste Art ist Passiflora edulis, die in zwei Varietäten vorkommt. Die Typusform P. e. var. edulis hat dunkelviolette Schalen und wird deshalb auch als Purpurgrenadille bezeichnet. Das ist die Sorte, die heute im Handel nicht ganz korrekt als Maracuja bezeichnet wird. Die Varietät P. e. var. flavicarpa hat etwas größere, gelbe Früchte. Das ist das, was im Handel meistens als (Gelbe) Grenadille läuft. Beide Formen werden heute in den Tropen der ganzen Welt angebaut. Pro Pflanze erntet man im Jahr ca. 100 Früchte, was einem Ertrag von 15 Tonnen pro Hektar entspricht. Als Kind der Tropen kennt die Pflanze keine Jahreszeiten.

Die Zahl der Passionsfrüchte ist noch viel größer; die meisten kommen bei uns aber nur selten in den Handel. In der Karibik gibt es die Water Melon oder Jamaica Honeysuccle genannten großen, gelben Früchte von P. laurifolia. Von der Art wird meist der Saft verwendet.

Die Süße Grenadille (P. ligularis) trägt mandarinengroße, gelbrote Beeren, die sehr süß sind und deshalb vor allem zur Getränkeherstellung verwendet werden. Die Art stammt ursprünglich aus den Bergregionen Mexikos und Zentralamerikas.

Besonders Vitamin C-reich sind die Früchte von Curuba (P. mollissima) aus Kolumbien mit karminroten Blüten und gelben, kleinen Bananen ähnelnden Beeren. Deshalb wird die Art auch Banana Passion Fruit genannt.

Die mit 30cm Länge und 18cm Dicke größten Passionsfrüchte besitzt die Riesen- oder Königsgrenadille (P. quadrangularis) aus dem nördlichen Südamerika. Neben dem Saft wird die dicke Fruchtschale hier auch als Gemüse genutzt. Wie alle Passionsblumen wächst sie als rankende Liane und kann als größte der Gattung bis 50m lang werden.

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zuletzt bearbeitet am 27.III.2020