28. März 2019

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Boden – viel mehr als nur Dreck

 Ruth Gestrich-Schmitz

Wenn der Frühling beginnt, werden nicht nur die Vögel aktiv, auch die Gartenliebhaber nutzen die Wärme und die Sonnenstrahlen und beginnen mit dem Frühjahrsputz in den Beeten. Den Boden für die neue Saison vorzubereiten steht mit an oberster Stelle. Ein guter Boden ist unabdingbar für das Gedeihen der Pflanzen.

Der Boden bildet gemeinsam mit Luft und Wasser die Voraussetzung für unser Dasein auf dieser Erde. Bezeichnungen wie Mutter Erde oder Mutter-Boden stehen als Sinnbild für Fruchtbarkeit und das Leben und verdeutlichen, wie der Boden schon in früheren Kulturen geschätzt, geschont und verehrt wurde. Leider nutzen wir heute das Umweltmedium Boden, als wäre es beliebig regenerierbar und vermehrbar. Wir entnehmen dem Boden seine Schätze, versiegeln ihn, lassen Schadstoffe direkt oder über die Luft eintragen und wir verändern ganze Landschaften. Wie wertvoll der Boden ist, beschrieb schon im 19.Jh. F.A.Fallou, einer der Begründer der wissenschaftlichen Bodenkunde: „Es gibt in der ganzen Natur keinen wichtigeren, keinen der Betrachtung würdigeren Gegenstand als den Boden! Es ist ja der Boden, welcher die Erde zu einem freundlichen Wohnsitz der Menschen macht; er allein ist es, welcher das zahllose Heer der Wesen erzeugt und ernährt, auf welchem die ganze belebte Schöpfung und unsere eigene Existenz letztendlich beruhen. Eine Nation, die ihren Boden zerstört, zerstört sich selbst."

Geprägt von Gestein, Klima, Pflanzen- und Tierwelt und vom Menschen gibt es die verschiedensten Arten von Böden. Die Böden in unseren Regionen sind als Ergebnis Jahrtausende-langen Zusammenwirkens physikalischer, chemischer und biologischer Faktoren entstanden. Die Neubildung eines Zentimeters Boden dauert 200 bis 300 Jahre.

Boden ist ein lebendiges Ökosystem, das es zu schützen gilt. Der Boden erfüllt enorm viele Funktionen, Leistungen, die er aufgrund seiner unterschiedlichen Eigenschaften erbringen kann: Neben seinen Funktionen als Pflanzenstandort und Produktionsgrundlage für Nahrungs-, Futtermittel und pflanzliche Rohstoffe ist er Bestandteil des Naturhaushalts mit seinen Wasser- und Nährstoffkreisläufen. Der Boden ist Lebensraum für Bodentiere und Mikroorganismen: Regenwürmer, Schnecken, Asseln, Springschwänze, Einzeller, Pilze, Algen, Flechten und Bakterien bauen organische Abfälle ab und Humus auf. Sie sorgen für die Durchlüftung, Drainage und die stabile Struktur des Bodens.

Mit seinen unterschiedlich großen Poren dient der Boden als Wasserspeicher. Humusreicher Boden kann bis zum vierfachen seines Volumens an Wasser pflanzenverfügbar speichern und schützt damit vor Überschwemmung und Hochwasser.

Der Boden erfüllt eine bedeutende Funktion als Klimaregler. Global gesehen ist er ein großer Kohlenstoffspeicher: Der Humus im Boden, also der Anteil zersetzter und umgewandelter organischer Substanz, enthält Kohlenstoff, welcher der Atmosphäre entzogen ist, was den Treibhauseffekt verringert. Der Boden hat auch Einfluss auf das Kleinklima in lokaler Dimension. Bodenwasser und Bodenwärme nehmen über den Prozess der Verdunstung Einfluss auf die herrschende Lufttemperatur und die Luftfeuchte.

Böden bilden ein natürliches Reinigungssystem: Sie sind Puffer und Filter für Schadstoffe, die sonst ungehindert in Nahrung, Wasser und Luft gerieten. Je nach Art der Schadstoffe und Eigenschaften der Böden kann mit Hilfe von Mikroorganismen der Abbau von toxischen Substanzen erfolgen.

Nicht zuletzt fungiert der Boden als Archiv für Kultur- und Naturgeschichte - er birgt archäologische Funde, urzeitliche Pflanzen und Tiere - und als Archiv für Klimaveränderungen, die man an Hand von Bohrkernen untersuchen kann.

Damit die immense Bedeutung des Bodens der Öffentlichkeit bewusster wird und um Bevölkerung und Politik für den Schutz der Böden zu sensibilisieren, hatten die Vereinten Nationen 2015 zum Internationalen Jahr des Bodens ausgerufen. Jedes Jahr findet am 5. Dezember der Tag des Bodens statt, an dem der Boden des Jahres gekürt wird. Wer gerne mehr zum Thema Boden erfahren und erleben möchte, erhält im Internet z.B. unter www.bodenerlebnis-nrw.de und www.bodenwelten.de viele Informationen.

 

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zuletzt bearbeitet am 17.V.2019