9.Febr.2017

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Die Wohlriechende Heckenkirsche – ein wenig bekannter Frühestblüher

Joachim Schmitz

Es gibt einige Sträucher, die für ihre extrem frühe Blütezeit bekannt sind wie z.B. Echter Jasmin (Jasminum nudiflorum) oder manche Schneeball-Arten (Viburnum). Gemeinsam ist ihnen, dass die Blüten vor dem Laub erscheinen und ziemlich intensiv duften.

Eine Ausnahme macht da die Wohlriechende Heckenkirsche (Lonicera fragrantissima). Die Blätter treiben mit oder kurz nach den Blüten aus, so dass sie noch zur Blütezeit entwickelt sind. Der Duft ist allerdings enorm. Ich habe die Art auf dem Aachener Lousberg kennengelernt und zuerst nur den schweren Duft wahrgenommen. Nach etwas Suche habe ich dann den zugehörigen Strauch mit den kleinen, cremeweißen Blüten gefunden, die diesen Duft verströmen. Darauf nimmt auch der lateinische Artname Bezug: wohlriechend ist lateinisch fragrans, fragrantissima ist der Superlativ! Eigentlich müsste die Art also Wohlriechendste Heckenkirsche heißen.

Mit dem Gattungsnamen Lonicera hat Linneé den Arzt und Botaniker Adam Lonitzer geehrt, der im 16. Jahrhundert gelebt hat und sich, wie damals üblich, den lateinischen Namen Lonicerus gegeben hat.

Im Gartenhandel werden auch die nahe verwandte Lonicera standishii und Lonicera x purpusii (die Hybride beider Arten) als Wohlriechende Heckenkirsche bezeichnet. Manche Autoren bezweifeln allerdings die Eigenständigkeit dieser Formen und stellen Standishs Heckenkirsche als Unterart zur Wohlriechenden Heckenkirsche.

Die Wohlriechende Heckenkirsche stammt aus Westchina, ähnelt aber in ihrem strauchförmigen Wuchs und den zu zweit gegenüber stehenden, ganzrandigen Blättern den heimischen Heckenkirschen-Arten. Auch Aufbau und Stellung der Blüten sind gleich. Die Blüten stehen immer paarweise zusammen. Zur Fruchtreife schwellen sie zu roten Beeren heran, die am Grund verwachsen sind und die charakteristische Doppelbeere ergeben.

Der ökologische Wert fremdländischer Arten wird meistens kritisch beurteilt. Bei der Wohlriechenden Heckenkirsche gibt es aber zwei positive Aspekte: Die Früchte sind zwar für den Menschen giftig, werden aber als typische Beeren von Vögeln gefressen und so verbreitet.

Der zweite Nutzen liegt in der großen Nektarproduktion der Blüten schon ab März oder in milden Wintern noch früher. Deshalb gilt die Art als wertvolle Bienenweide. Zu dieser Zeit fliegen die ersten Hummeln. Das ist kein Widerspruch: Hummeln zählen zoologisch auch zu den Bienen. Durch den intensiven Duft locken die Blüten auch Schmetterlinge an, die als erwachsene Tiere überwintert haben und dringend Nektar brauchen.

Die Art ist verbreitet in Gärten und Parks angepflanzt. Sie bevorzugt zwar geschützte Stellen unter Bäumen, ist aber völlig frosthart. Zumal mit der Verbreitung durch Vögel auch größere Strecken überwunden werden können, ist eine mögliche Verwilderung denkbar, aber anscheinend bisher noch nicht beobachtet worden.

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zuletzt bearbeitet am 12.IV.2017