12.Jan.2017

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Gegen Infekte ist ein Kohl gewachsen

Angelika Greif

Winterzeit ist Erkältungszeit. Niemand ist jetzt wirklich darauf versessen, sich neben unfreundlichen Wetterverhältnissen auch noch mit der immuneigenen Erregerschlacht auseinanderzusetzen, die äußerlich an tropfender Nase, Hustenattacken und erhöhter Körpertemperatur zu erkennen ist. Was muss der Körper leisten, damit wir (nicht nur) den Winter gesundheitlich ohne größere Blessuren überstehen? Und wie können wir den Körper bei dieser Höchstleistung unterstützen?

Krankheitserreger haben nur ein Ziel: sich selbst unter Zuhilfenahme unserer Körperfunktionen zu vermehren. Damit dies nicht gelingt, stellt unser Körper ihnen drei Barrieren in den Weg. Die erste ist anatomischer Natur: die Haut sowie die Schleimhäute, die Nasenhaare und die Flimmerhärchen der Bronchien.

Haben die Erreger diese erste Hürde genommen, müssen sie sich der zweiten Hürde des Immunsystems stellen, der „unspezifischen“ Abwehr. Diese besteht aus Fresszellen sowie aus im Blut gelösten Eiweißen mit eigener Abwehrfunktion, die über chemische Botenstoffe angelockt werden. Sie sind Bestandteil des Blutplasmas und zersetzen alles, was sie als „körperfremd“ erkennen. Wer als Erreger auch diese Reihen durchbrochen hat, ist aber noch nicht am Ziel.

Er sieht sich der „intelligenten“ Abwehr, der Spezialeinheit des Immunsystems gegenüber, den B-Lymphozyten und den T-Lymphozyten. Es braucht ein paar Tage, bis diese Spezialisten in der Lage sind, einen spezifischen Eindringling zu erkennen und auszulöschen, aber die „Kenndaten“ des Erregers merkt sich das Immunsystem unter Umständen über Jahre – und kann bei der nächsten Attacke viel schneller reagieren.

Wer also etwas über die Ernährung für sein Immunsystem tun will, kann zwei Wege beschreiten: den Mikroben das Leben schwer machen durch den Verzehr von Lebensmitteln mit antimikrobieller Wirkung, und – natürlich – das Immunsystem mit den Stoffen versorgen, die nötig sind, um die Abwehrlinie geschlossen zu halten, zum Beispiel mit Vitamin C.

Wenn auch Vitamin C das Immunsystem nicht leistungsfähiger macht, so bewirkt es doch, dass der Verlauf einer Infektion milder abläuft und selbige schneller bewältigt wird. Wer deshalb für eine gute Vitamin-C-Versorgung ausschließlich zu Zitrusfrüchten greift, dem sei folgendes Ranking ans Herz gelegt: 100 g Orangenfruchtfleisch enthalten 49 mg Vitamin C, dicht gefolgt von 100 g Weißkraut mit 45 mg Vitamin C – und rechts überholt vom Wirsing mit 100 mg Vitamin C. Aber ungeschlagen an der Spitze steht mit 120 mg . . . der Grünkohl!

Überhaupt – der Grünkohl. Grünkohl (Brassica oleracea L.) gehört zu den Kreuzblütengewächsen und ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Der schnellwüchsige Blattkohl bildet im ersten Jahr einen Spross mit einer oben offenen Blattrosette und öffnet erst im Frühsommer des zweiten Jahres seine Knospen mit langen Ständen voller kleiner, sonnengelber Kreuzblüten, die bei Bienen besonders beliebt sind.

Seine Frostverträglichkeit ist hoch; sortenabhängig liegt sie zwischen -10 oC und -15 oC. Tiefe Temperaturen bewirken die Umwandlung von Stärke in Zucker, die dem Kohl seinen begehrten Geschmack verleiht, und so lässt sich Brassica oleracea in normalen Wintern bis in den März hinein ernten.

Für das Immunsystem ist Grünkohl ein Hauptgewinn: Seine Blätter sind reich an Ballast- und Mineralstoffen wie Kalium, Calcium, Magnesium und Eisen, und sein Gehalt an den Vitaminen A, C, E, K und B2 ist nicht zu schlagen.

Eigentlich ist es einfach: Gesunde Mischkost wirkt am besten zur Unterstützung des Immunsystems, und zwar ganzjährig – und wer in diesen Tagen eine besondere Vorliebe für frisch zubereitete Kohlgerichte entwickelt, ist auf jeden Fall auf dem richtigen Weg.

 

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zuletzt bearbeitet am 12.IV.2017