26.März 2015

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Einst nährstoffreichstes Biotop, heute gefährdet: Auwälder in der Region

Joachim Schmitz

Bei dem Begriff Auwald denken Normalverbraucher in der Regel an einen Wald, der in der Nähe eines Gewässers ist und unter dem der Boden feucht ist. Ökologisch ist das sehr viel genauer definiert: Erst mal muss man Auwälder von Bruchwäldern unterscheiden. In Bruchwäldern ist der Grundwasserspiegel so hoch, dass die Baumwurzeln praktisch ganzjährig unter Wasser stehen. Das ähnelt den Bedingungen in Mooren. Deshalb kommt es hier zur Torfbildung.

In Auwäldern liegt der Grundwasserhorizont deutlich tiefer; hier kommt das Wasser von oben, also von Überschwemmungen von Fließgewässern. Dabei muss man noch mal Weichholzauen von Hartholzauen unterscheiden. Weichholzauen gibt es nur an den großen Flüssen, die mehrfach im Jahr über die Ufer treten.

Da große Flüsse auch immer wichtige Verkehrswege sind und die Ufer entsprechend verbaut sind, sind natürliche Weichholzauen extrem selten geworden. Typische Arten wie Silber-Weide oder Bruch-Weide wurden häufig im Hinterland angepflanzt, um feuchte Strandorte zu entwässern, da sie über ihr Blattwerk viel Wasser verdunsten.

Hartholzauen sind relativ grundwasserfern und werden nur einmal im Frühjahr überschwemmt. Damit ähneln sie normalen Laubwäldern. Unter den Bäumen sind Feuchte liebende Arten wie Erle und Esche stärker vertreten, aber alles Arten mit viel härterem Holz als das von Weiden, daher der Name Hartholzaue. Die alljährliche Düngung durch das Frühjahrshochwasser führt dazu, dass die Krautschicht sehr stark entwickelt ist. Das macht sich besonders im Frühjahr in einem reichen Blütenteppich bemerkbar.

Neben verbreiteten Waldarten wie Buschwindröschen oder Wald-Veilchen findet man hier Hohe Schlüsselblume, Wald-Gelbstern, Gelbes Windröschen, mehrere Lerchensporn-Arten und die seltene Schuppenwurz.

Gefährdetes Biotop: der Johannisbeer-Auwald im Broichbachtal bei Alsdorf. Foto: J. Schmitz

Zu Zeiten, als man Mineraldünger noch nicht kannte und Güllewirtschaft undenkbar war, waren die Auen die nährstoffreichsten Biotope. Deshalb sind viele Auwälder gerodet und in landwirtschaftlich genutzte Flächen umgewandelt worden. Ab den 1950er-Jahren wurden viele Bäche begradigt und kanalisiert, so dass das Wasser viel schneller abfloss und die Ufer nicht mehr überschwemmen konnte.

Heute ist der Flächenverbrauch durch immer neue Gewerbegebiete und Siedlungsflächen das größte Problem. Wo sie nicht ganz verschwunden sind, sind Auwälder heute oft auf schmale Erlen-Galerien unmittelbar am Bachufer zusammengeschrumpft.

In der Eifel ist der typische Auwald der Sternmieren-Erlen-Auwald, benannt nach der bezeichnenden Hain-Sternmiere (Stellaria nemorum). Wie schon oben ausgeführt, sind die Auwälder stark zurückgedrängt worden. In der nach Norden vorgelagerten Niederrheinischen Bucht gibt es wegen der Regulation der Fließgewässer oft gar keine Auwälder mehr. Hier bilden vielfach Ausbildungen des Eichen-Hainbuchen-Walds die unmittelbare bachbegleitende Vegetation. Zum Beispiel im Würselener Stadtwald und im Broichbachtal bei Alsdorf gibt es auch noch den Johannisbeer-Eschen-Wald. Dieser vermittelt zu den Bruchwäldern, denn der Grundwasserstand ist hier sehr hoch. Die namengebende Johannisbeere ist die Rote Johannisbeere, die es im Rheinland tatsächlich auch wild gibt.

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zuletzt bearbeitet am 3.IV.2015