27.Nov.2014

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Mit Rosaceae zu Schlehenchutney, Hagebuttenmarmelade und Frauenmanteltee

Ulrike Zahnow

Vielleicht haben Sie bei einem herbstlichen Spaziergang über Felder und Wiesen die roten Hagebutten in der Sonne leuchten sehen oder die Beeren von Schleh- und Weißdorn in den Hecken am Wegesrand wahrgenommen. Diese Pflanzen gehören zu den Rosengewächsen (lat. Rosaceae), einer Familie, die mit circa 90 Gattungen und 3000 Arten weltweit verbreitet ist.

Zu den Rosengewächsen zählen nicht nur die klassischen Rosen, die mit ihrer Schönheit und ihrem Duft viele Gärten verzaubern. Auch Obstbäume und -sträucher wie zum Beispiel Kirsche, Apfel und Erdbeere sowie Zierpflanzen (Eberesche, Vogelbeere, Fingerkraut) gehören dazu. Neben den ausdauernden Pflanzen gibt es in der Familie einjährige Kräuter, Sträucher und Bäume.

Die Blätter der meisten Rosengewächse besitzen einen gesägten Blattrand und kleine Nebenblätter am Blattgrund. Am Stängel oder Ast wachsen sie wechselständig, das heißt versetzt angeordnet.

Viele Arten, wie die Schlehe, bilden dornige Kurztriebe aus, andere sind dicht mit Stacheln besetzt, wie wir es von der Rose kennen (tatsächlich sind die „Dornen“ der Rose im botanischen Sinne eigentlich Stacheln). Der Großteil der Arten wird von Insekten bestäubt und hat daher auffällig gefärbte und große Blüten, um sie anzulocken. Die Blüten bestehen üblicher Weise aus fünf grünen Kelch- sowie fünf bunten Blütenblättern, die oft von einem zweiten Außenkelch umgeben sind. Manche Vertreter der Rosaceae können sich ohne Zutun von Insekten durch oberirdische Ausläufer (Erdbeere) bzw. durch wurzelbildende niederliegende Triebe (wie Brombeeren und Himbeeren) vermehren.

Die Früchte sind sehr vielgestaltig. So kommen Steinfrüchte (beispielsweise bei der Kirsche), Sammelnussfrüchte (bei der Erdbeere), Sammelsteine (bei Brom- und Himbeeren) und Sammelbalgfrüchte (beim Apfel) vor. Der Teil der Frucht, der von uns oder von Tieren gegessen wird, wird von unterschiedlichen Bestandteilen gebildet: Bei den „echten“ Früchten besteht das Fruchtfleisch aus dem verdickten Fruchtblatt, bei manchen „Scheinfrüchten“ wie der Erdbeere besteht die Frucht aus der saftig angeschwollenen Blütenachse.

Im Allgemeinen sind die Rosaceae reich an Gerbstoffen. Die Früchte enthalten Fruchtsäuren in teils hoher Konzentration, Vitamin C, Zucker und Pektine. Die Samen speichern Proteine und fettes Öl. Oft findet man in Samen und Rinde Blausäure-Verbindungen. So werden die Rosengewächse vielfach verwendet. Die vielen Obst- und Beerensorten können wir besonders im Herbst genießen. Sie stehen uns eingelagert, eingemacht, eingefroren oder importiert aus wärmeren Ländern das ganze Jahr über zur Verfügung.

Viele Rosaceae eignen sich bekanntermaßen wegen ihrer Farb- und Duftpracht als Schnittblumen oder als Ziergehölz in Garten und Landschaft. Aufgrund ihrer Blüten sind sie eine wichtige Bienenweide. Obstbäume wie zum Beispiel Kirsche und Elsbeere liefern hochwertiges Holz. In der Kosmetik kennen wir Rosenessenz, Mandelöl und viele weitere Produkte. Einen sehr großen Stellenwert nimmt die Familie der Rosaceae auch in der Naturheilkunde ein.

So ist Weißdorn als Herzstärkungsmittel nicht mehr wegzudenken. Frauenmanteltee ist sehr beliebt bei Menstruations- und Wechseljahrsbeschwerden. Aus Mädesüß wurde erstmals Salicin isoliert und später zu Acetylsalicylsäure, einem wichtigen Schmerzmittel, weiterentwickelt.

Die Liste der Anwendungen erscheint endlos. Möglicherweise verleitet Sie das nächste sonnige Wochenende zur Herstellung eines herzhaften Schlehenchutneys oder zur zugegebenermaßen etwas mühsamen Herstellung einer genauso leckeren wie gesunden Marmelade aus Hagebutten.

 

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zuletzt bearbeitet am 24.XII.2014