13.Febr.2014

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


„Es war die Nachtigall und nicht die Lerche...“ Ein Gesang, der alle fasziniert

Karl Josef Strank

Willst du schon gehen? Der Tag ist ja noch fern. Es war die Nachtigall und nicht die Lerche, die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang.“ Mit diesen Worten will Julia ihren liebsten Romeo nach dem heimlichen, nächtlichen Stelldichein zum Bleiben bewegen, doch mit den Worten „Die Lerche war‘s, die Tagverkünderin“ bezweifelt Romeo Julias Worte und will sie verlassen, auch wenn er viel lieber noch bliebe. Der englische Komponist Ralph Vaughan Williams, inspiriert von einem Gedicht über die Lerche, dem Sinnbild des Frühlings, komponierte ein Werk für Violine und Orchester „The lark ascending“, in dem er ein eindrucksvolles Bild der singend in den Himmel steigenden Lerche und der umgebenden Landschaft malt.

Damit sind zwei Eigenheiten dieses Vogels der offenen Feldfluren treffend beschrieben. Die Lerche gehört mit dem Hausrotschwanz zu den ersten Vögeln, die bereits in der frühen Morgendämmerung noch vor Sonnenaufgang ihr Lied anstimmen, und die Lerche tut das in beeindruckender Weise mit einem mehrere Minuten andauernden, ununterbrochenen Sing- und Steigflug. Der Gesang fasziniert Laien wie Dichter, Musiker und Biologen gleichermaßen und beginnt wenige Meter über dem Boden mit lang gezogenen Rufen und einer stetigen Folge von Motiven und Strukturen, die mit rhythmisch wiederholten Trillern, Stakkati, Rollern und Glissandi, kontinuierlich gleitenden Veränderungen der Tonhöhe, abwechseln. So schön der Gesang für uns ist und wir uns daran erfreuen, er ist kein Selbstzweck, auch wenn Sänger beobachtet wurden, die 68 Minuten durchgehalten haben, bei einer durchschnittlichen Dauer der normalen Arien von vier Minuten. Der Gesang erfüllt für die Männchen den Zweck, das Brutrevier abzugrenzen und eine Partnerin zu finden. Nach Erreichen des höchsten Punktes ihres Flugs – es können ein bis mehrere hundert Meter sein – sinkt die Lerche weiter singend wieder langsam zur Erde hinab. Ihr Gesang endet abrupt und sie schießt das letzte Stück mit angelegten Flügeln wie ein Torpedo herunter, als würde sie abstürzen, um sich dann doch kurz vor der Landung abzufangen und mit trippelnden Schritten in der Vegetation zu verschwinden.

Feldlerchen sind Bewohner der Ackerflur und unscheinbar hellbraun gefärbt. Auf dem Scheitel des Kopfes können sie mit den Federn eine kleine Haube aufstellen. Der Schnabel ist kurz und kräftig und sie haben eine auffallend lange Hinterzehe. Deren Ähnlichkeit mit der gespornten Blüte der heimischen Corydalis-Arten gab dem Lerchensporn den Namen.

Die Männchen behaupten Reviere in der Größe eines Morgens (0,25 ha). Die Weibchen wählen den Nistplatz und legen die Nester als selbstgescharrte Mulden auf schütter bewachsenen Stellen direkt auf dem Ackerboden an. Diese kleiden sie mit feinem Pflanzenmaterial aus. Unter günstigen Bedingungen zieht ein Paar von April bis August zwei bis drei Bruten mit drei bis fünf Eiern groß.

Feldlerchen sind ursprünglich Steppenbewohner, haben sich aber als Kulturfolger in der Agrarlandschaft Europas ausgebreitet. Seit den 1960- bis 70iger Jahren haben die Bestände in fast allen Ländern Mitteleuropas dramatisch abgenommen. Seit 2007 stehen sie in Deutschland auf der Roten Liste der gefährdeten Brutvögel. Mit der bundesweiten Aktion „1000 Äcker für die Feldlerche“, die gemeinsam vom Bauernverband und dem Naturschutzbund (NABU) initiiert wurde, unternehmen Naturschützer und Landwirte gemeinsam den Versuch, den starken Rückgang dieses Charaktervogels unserer Feldfluren aufzuhalten. Die Entwicklung der intensiven landwirtschaftlichen Produktionsverfahren in den letzten Jahren hat die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Brut der Feldlerchen zunehmend eingeengt. Abhilfe schaffen sollen sogenannte „Lerchenfenster“, das sind gezielt anlegte kleine Fehlstellen im Acker, die nicht mit einer Feldfrucht eingesät werden. Die Verluste für den Landwirt halten sich in Grenzen, weil sie in angemessenem Umfang durch Zahlungen der Kulturlandschaftsstiftungen ausgeglichen werden. Für die Feldlerche bieten diese Stellen eine Möglichkeit, sie als Landebahn und Futterplatz zu nutzen. Die Chancen für eine erfolgreiche Aufzucht der Jungen werden somit entscheidend verbessert.

Die Idee der Lerchenfenster stammt aus Großbritannien. Auch dort sind die Bestände dramatisch zurückgegangen und diese Gegenmaßnahme wird schon seit Jahren erfolgreich praktiziert. Der stark positive Einfluss auf die Vermehrungsrate der Vögel konnte in Versuchen bestätigt werden. Der Bruterfolg war um 50 Prozent höher als in vergleichbaren Feldern ohne „Fenster“.

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zuletzt bearbeitet am 13.IV.2014