30.Jan.2014

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Winterjasmin begeistert mit seiner leuchtend gelben Blütenpracht

Thomas Eßing

Ein Strauch, der bereits seit Wochen mitten im Winter in vielen Gärten in leuchtendem Gelb blüht, wird von manch einem Zeitgenossen fälschlicherweise für Forsythie gehalten. Es handelt sich hierbei jedoch um den Winterjasmin (Jasminum nudiflorum), dessen Blüten denen der Forsythien aber durchaus ähnlich sehen. Beide Straucharten gehören der Familie der Ölbaumgewächse (Oleaceae) an, wobei sie bei näherer Betrachtung doch in Wuchsform und Aussehen sehr unterschiedlich sind.

Der Winterjasmin stammt ursprünglich aus Nord- und Westchina. Hier wächst er häufig in Schluchten und an Hängen. Da er sich als Spreizklimmer gut gegen andere benachbarte Straucharten behaupten kann, trifft man ihn oft in dichten Gebüschen an. Sein Verbreitungsschwerpunkt reicht von 800 m bis hinauf auf über 4000 Höhenmeter. Somit kann man den Jasmin zur Gebirgsvegetation zählen. Nachdem er vor gut 150 Jahren nach Europa gebracht worden war, wurde er zunehmend in Parks und Gärten angepflanzt. Später dann ist er im benachbarten Frankreich nach und nach verwildert und dort somit auch außerhalb des urbanen Bereichs aufzufinden.

In unseren Gärten nimmt der Winterjasmin wegen seiner leuchtend gelben Blütenpracht, die oft schon um Weihnachten herum beginnt und bis in den April hinein andauern kann, eine Sonderstellung ein. Seine grün gefärbten, häufig kantigen Triebe geben ihm auch jetzt ein frühlingshaftes, frisches Aussehen. Obwohl die Blätter bereits im Herbst abgefallen sind, wirkt die Pflanze deshalb eher wie eine Immergrüne. Die Eigenschaft, am blattlosen, nackten Trieb zu blühen, hat ihm seinen wissenschaftlichen Namen nudiflorum (nacktblütig) eingebracht.

Wegen seines ganzjährigen Zierwertes eignet er sich hervorragend zur Begrünung von Mauern, Hauswänden oder Zäunen. Da er jedoch als Spreizklimmer keine Haftwurzeln besitzt, muss der Winterjasmin hierbei immer angebunden werden. Mit seiner Toleranz hoher pH-Werte bei gleichzeitiger Stadtklimaverträglichkeit ist er eine ideale Pflanze für den urbanen Bereich. Der Jasmin bildet neben seinen aufrechten, nach oben strebenden dünnen Ästen auch häufig waagerechte Triebe aus, weshalb er auch als Bodendecker eingesetzt werden kann. Bei Kontakt mit dem Erdreich bilden diese Wurzeln aus, wodurch es ohne regelmäßige Pflegemaßnahmen zu einer ungewollten, flächenmäßigen Ausbreitung kommen kann. Schneidet man die angewurzelten Triebe von der Mutterpflanze ab, hat man vollwertige, gleichartige neue Jasminpflanzen zur Weiterverwendung gewonnen.

Schnittmaßnahmen verträgt der Jasmin ausgesprochen gut. Selbst einen radikalen Verjüngungsschnitt auf Stock verträgt er bestens. Es empfiehlt sich aber, den regelmäßigen Schnitt im Frühjahr nach der Blüte auszuführen, damit sich für das nächste Jahr noch ein vollständiger Blütenbesatz entwickeln kann. Bei der Pflanzung sollte darauf geachtet werden, dass nach Osten Schutz vor winterlichen Ostwinden besteht, da eine gewisse Frostempfindlichkeit vorhanden ist. Deshalb sollte man die Pflanzen auch vor starker Sonneneinstrahlung in Februar und März schützen, damit sie nicht zu früh ins Frühjahr starten und dann bei Spätfrösten geschädigt werden können. In Töpfen gepflanzten Jasmin sollte man vor Dauerfrost schützen, da sonst an den Trieben leicht Trockenschäden entstehen.

Neben dem besprochenen Winterjasmin gibt es noch den sogenannten Echten Jasmin. Dieser ist weißblütig, aber weder heimisch noch winterhart. Ist von Jasminduft die Rede, ist immer der Echte Jasmin gemeint, da der Winterjasmin nicht duftet. Jasminum officinale wird als Zimmerpflanze angeboten oder findet als sommerliche Kübelpflanze im Garten oder auf dem Balkon seine Anwendung.

Erwähnung finden sollte neben dem Echten Jasmin auch noch der Falsche Jasmin, der auch Pfeifenstrauch genannt wird (Philadelphus coronarius), und als großer, sehr stark blühender, duftender Strauch in größeren Gärten sehr häufig vorkommt. Dieser „Jasmin“ ist mit dem eigentlichen Jasmin aber nicht einmal entfernt verwandt.

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zuletzt bearbeitet am 13.IV.2014