20.Juni 2013

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Die Damaszener-Rose: Heilpflanze und Duftspender im Hausgarten

Ruth Gestrich-Schmitz

Zur „Heilpflanze des Jahres“ 2013 wurde, initiiert vom NHV Theophrastus (Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus) die Damaszener-Rose gekürt. Diese Auszeichnung erhielt sie für ihre Vielseitigkeit, ihre harmonisierende Wirkung auf Körper und Seele und ihre sympathische Ausstrahlung: „Das ätherische Öl der Damaszener-Rose hebt die Stimmung, lindert nervöse Herzbeschwerden und harmonisiert die Nerven. Mit dem Titel wird eine Pflanze gekürt, die Freude und Wohlbefinden verbreitet. Sie lindert und heilt zugleich“.

In Persien gezüchtet

Die Damaszener-Rose (Rosa x damascena) wurde vermutlich vor etwa 3000 Jahren in Persien gezüchtet und gehört damit zu den Alten oder Historischen Rosen. Mit ihren wunderschönen, duftenden, hellrosa Blüten betörte sie schon die Menschen in der Antike. Die nur einmal im Jahr blühende Sommer-Damaszener-Rose ist wahrscheinlich eine Kreuzung aus Rosa gallica und Rosa phoenicea, die mehrmals blühende Herbst-Damaszener-Rose vermutlich eine Kreuzung aus Rosa gallica und Rosa moschata. Sie gelten neben Rosa foetida als Stammeltern der meisten frühen europäischen Gartenrosen. Kreuzfahrer brachten sie im 13. Jh. aus Kleinasien/Damaskus mit nach Europa, wo sie seitdem die Gärten schmücken.

Sie gilt als Symbol für das Ende des Krieges um die englische Thronfolge zwischen den Häusern York und Lancaster (1455 – 1485), der als Rosenkrieg in die Geschichte eingegangen ist: Beide Häuser trugen eine Rose im Wappen, York eine weiße (Rosa × alba ‚Maxima‘) und Lancaster eine rote (Rosa gallica ‚Officinalis‘), die nach Ende des Krieges und der Vereinigung der beiden Häuser übereinandergelegt als rotweiße Tudor-Rose (vermutlich eine Rosa damascena ‚Versicolor‘) noch heute das Wappen des englischen Königshauses ziert.

Als Heilpflanze wurde die Damaszener-Rose im Mittelalter bei Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen, Nervosität, Fieber, Augenleiden, Haut- oder Lungenkrankheiten eingesetzt. Die Inhaltsstoffe der Blütenblätter sollen entzündungshemmende, krampflösende und sogar fiebersenkende Wirkungen besitzen. In der Aromatherapie dient das Rosenöl der seelischen und körperlichen Entspannung.

Bis heute wird die Damaszener-Rose zur Gewinnung von Rosenöl und Rosenwasser verwendet, insbesondere die Sorte ‚Trigintipetala‘, auch Bulgarische Ölrose genannt, ein bis zu zwei Meter hoher Strauch mit überhängenden, locker gefüllten, stark duftenden, rosa Blüten. Die Hauptanbaugebiete für die Damaszener-Rose liegen in Bulgarien, wo pro Jahr etwa 1,5 Tonnen Rosenöl vor allem für die Kosmetikindustrie destilliert werden. 4 bis 5 Tonnen Blüten werden für einen Liter Rosenöl benötigt.

Sonne und Humus

Wie alle Rosen liebt die Damaszener-Rose für ein gesundes Wachstum und eine reiche Blüte einen sonnigen Standort mit humusreichem, lockerem Boden. An langen, biegsamen Trieben mit vielen hakenförmigen Stacheln entwickeln sich in Büscheln angeordnete rosa, manchmal auch weiße Blüten mit typischen langen Kelchblättern. Als Früchte entstehen längliche Hagebutten. Die bis zu drei Meter hohen Sträucher sind in der Regel winterhart, die empfindliche Veredlungsstelle sollte aber vorsichtshalber im Winter durch Anhäufeln mit Kompost geschützt werden.

Mit der Damaszener-Rose und der richtigen Pflege kann man sich einen immer wiederkehrenden Duft in den eigenen Garten holen: ‚Isphahan‘ (syn. ‚Pompon des Princes‘) ist eine vor 1832 gezüchtete, gefüllte, zartrosa Sorte. ‚Madame Hardy‘, von 1832, präsentiert sich mit gefüllten weißen Blüten. ‚Rose de Rescht‘, vor 1880 gezüchtet, mit ihren purpurfarbenen, gefüllten Blüten blüht mehrmals im Jahr. Die unterschiedlich rosa getönten weißen Blüten der vor 1551 entstandenen Sorte ‚York and Lancaster‘ sind locker gefüllt. Wunderschön rosa blühen auch die Sorten ‚Marie-Louise‘ (1813), ‚Omar Khayyám‘ (1893) und ‚Trigintipetala‘ (um 1689). ‚Quatre Saisons‘ und ‚Autumn Damask‘ gehören zu den rosablühenden Herbst-Damaszener-Rosen.

Feste

Wer gerne die Blüten und ihren Duft erleben möchte, dem seien die vielen Rosenfeste empfohlen, die an verschiedenen Orten stattfinden, wie am 30. Juni im Deutschen Rosarium im Westfalenpark in Dortmund, oder der nächste Tag der offenen Gartenpforte am 23. Juni, an dem man verschiedene Gärten mit alten Rosensorten im Rheinland besuchen kann (Infos unter www.offene-gartenpforte.de).


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zuletzt bearbeitet am 22.VII.2013