19.April 2012

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Ein Insektenhotel bauen. Oder: Wie ein Wespenstich der Natur Schaden zufügt.

Detlef Sambale

Unser Verhältnis zu Insekten ist von vielen Missverständnissen geprägt. Hat uns einmal eine Wespe oder Biene gestochen, trauen wir allem, was herumfliegt und einen Stachel besitzt, nicht mehr. Wenn eine Hornisse angeflogen kommt, springen viele von uns auf und flüchten ins Haus. Schon das Surren der Insektenflügel erzeugt ein Gefühl, als ob ein Ufo im Anflug wäre. Die Hornisse, die auf uns zugeflogen kommt, möchte uns nicht angreifen, sie ist auf der Jagd nach einer Wespe, einer Fliege oder Bremse, also Tieren, die wir nicht besonders mögen. Das Wildbienenweibchen, das an unserem Kopf vorbeisurrt, trägt Nahrung in seine Kinderstube, in der sich, für uns verborgen, ein kleines Wunder vollzieht: die vollkommene Verwandlung von einem winzigen Ei zu einem geflügelten Insekt.

Vor allem durch die Beobachtung der Tiere erkennen wir, dass uns die Einbildung nur etwas vorgegaukelt hat und Hornissen, Wildbienen, Solitärwespen, Ohrwürmer und andere Insekten ausgesprochen nützlich und interessant sind.

Viele nützliche Insekten kann man am Haus, im Garten und in der Schule durch ein vielfältiges Nahrungsangebot und Nisthilfen gezielt fördern. Nisthilfen sind aber nur dann für ihre künftigen Bewohner attraktiv, wenn sie sich an dem natürlichen Vorbild orientieren. Durch den Bau und die Betreuung von Nisthilfen sowie die Beobachtung am Nest und beim Blütenbesuch, lassen sich Berührungsängste abbauen. Daraus kann sich ein verantwortliches Verständnis für den Umgang mit der Natur entwickeln.

Ein Insektenhotel ist keine Herberge für die eine oder andere Übernachtung im Urlaub, denn anders als das bietet es seinen Bewohnern oft den einzig annehmbaren Lebensraum weit und breit. Wildbienen zieht es in Gärten, wo sie im Sommer ausreichende Nektar- und Pollenquellen finden und wo es Unterschlupf und Bruthilfen gibt. Mit etwas Geschick und Fantasie kann jeder solche Unterschlupf- und Bruthilfen bauen.

Und so geht es
Grundsätzlich wählt man für die Brutstätten sonnenbeschienene Orte mit guter Durchlüftung. Für den Bau eines Insektenhotels verwenden Sie unbehandelte Bretter am preiswertesten aus Nadelholz. Zimmern Sie aus den Brettern ein kleines Regal, das ein Pultdach oder ein Giebeldach erhält. Das Dach können Sie mit Dachpappe, einem Stück Schilfmatte, Birkenreiser, halbierten Rundhölzern oder Ähnlichem abdichten.

Für die Füllung der Fächer bieten sich folgende Möglichkeiten an: Niststeine aus dem Handel aus gebranntem Ton oder Holzbeton, sowie Strangfalzziegel können Wohnraum für Mauer-, Woll- sowie Blattschneiderbienen bieten.

Hartholzblöcke mit einer Stärke von zwölf bis 15 Zentimetern, versehen mit Bohrungen zwischen zwei und zehn Millimetern dienen als Wohnungen für Mauer-, Löcher-, Scheren-, Blattschneider-, und Maskenbienen sowie einige Grabwespen.

Die Bohrungen sollten die zehnfache Tiefe des Durchmessers aufweisen und nicht in das Hirnholz, sondern in das Längsholz gebohrt werden. Gebündelte Niströhren aus Zweigabschnitten mit oder ohne Mark, Bambusröhrchen, Schilfhalme oder Pappröhrchen bieten ebenfalls zahlreichen Hautflüglern eine Nistmöglichkeit.

Die Löcher in Hohlblocksteinen sind meist zu groß, um von Solitären Bienen und Wespen besiedelt zu werden. Man schafft geeignete Niststätten, indem man in die Hohlräume Bambusröhrchen oder Zweigabschnitte steckt.

Einige Mauer-, Seiden- und Maskenbienenarten errichten ihre Nester in Lößwänden oder Steilwänden in Lehm oder Sandgruben. Wenn wir eine Holzkiste oder einen Blumenkasten mit einem feuchten Lehm-Sandgemisch füllen und diese dann mit Löchern zwischen vier und acht Millimetern versehen, haben wir bereits eine kleine Nisthilfe für die in Lehmwänden siedelnden Arten fertig gestellt.

Totholzstücke mit alten Käferfraßgängen, Spalten, Rissen oder Astlöchern ergeben Quartiere für Holz-, Pelz- oder Blattschneiderbienen. Sorgen Sie jetzt noch für eine sichere Abdeckung ihrer Nisthilfen mit Maschendraht damit Meisen Spechte oder andere Vögel die Brutröhren nicht ausräumen.

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zuletzt bearbeitet am 19.V.2012