27.Mai 2010

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Holunder, der „Baum der Holla“. Wer es edler mag, nimmt „Black Beauty“.

Thomas Eßing

Als ungebetener Gast schaut er aus Hecken hervor, macht sich zwischen Ziersträuchern breit, oder wird in dem Glauben gepflegt, dass ihn wohl vormals jemand in eine Ecke des Gartens gepflanzt haben mag.

In Wahrheit wird der gemeine „Schwarze Holunder“ aber kaum in Gärten oder Parks gepflanzt, sondern durch Mithilfe der Vögel jeden Herbst im gesamten Land ausgesät.

Jetzt ist es bald wieder so weit, dass man in Wald und Flur die ausladenden Sträucher mit den gefiederten Blättern und den großen, doldenartigen Blüten (Trugdolden) in voller Blüte stehend bewundern kann. Aus diesen bilden sich dann bis zum Herbst die essbaren, schwarzvioletten beerenartigen Früchte (Steinfrüchte) aus, welche die Äste bogenförmig nach unten sinken lassen. Um die Früchte für die industrielle Verarbeitung zu gewinnen, werden die Sträucher in Obstbauplantagen angebaut. Die gewonnenen „Beeren“ werden zu Marmeladen, Gelees oder aber auch zur Herstellung von natürlichem Farbstoff zur Einfärbung von Lebensmitteln verwendet. Aus den Blüten wird Tee hergestellt oder auch Sirup für Kaltgetränke.

Der Name Holunder geht auf das altdeutsche Wort „Holuntar“ zurück, was so viel bedeutet wie „Baum der Holla“, gleichbedeutend mit „Frau Holle“ aus dem bekannten Märchen. In der Mythologie ist Frau Holle die Göttin Freya, die im Holunderstrauch wohnt. Deshalb wurde der schwarze Holunder in früheren Zeiten gerne an die Häuser gepflanzt, damit diese und ihre Bewohner von Freya beschützt werden sollten. Bereits die Griechen erkannten vor 2500 Jahren die medizinische Bedeutung des Holunders, der zur Familie der Geißblattgewächse zählt. Man sagt ihm eine heilende Wirkung z.B. bei Koliken nach und auch heute noch werden Extrakte seiner Blüten in der Pharmazie verwendet. Sein lateinischer Gattungsname „Sambucus“ taucht erstmalig in der Enzyklopädie des römischen Naturwissenschaftler Plinius im ersten nachchristlichen Jahrhundert auf.

In Fossilien wurde Sambucus in der Braunkohle des Tertiärs nachgewiesen was belegt, dass er bereits seit 60 Millionen Jahre erfolgreich die Erde bewohnt. Somit hat Holunder die Fähigkeit bewiesen, sich immer wieder auf unterschiedlichste Umweltbedingungen einzustellen. Der Schwarze Holunder gilt heute als sehr industriehart und siedelt sich selbst im Bereich solcher industrieller Anlagen an, die große Emissionsmengen aufweisen. Auf frisch aufgeschütteten Flächen, wie z.B. Tagebauhalden, kann man Holunder ebenfalls schon nach wenigen Jahren antreffen. Er zählt damit zu den Pioniergehölzen. Am besten jedoch gedeiht Holunder an feuchten Standorten wie z.B. Auwäldern mit hohem Nährstoff und Humusgehalt. So wundert es nicht, dass man ihn z.B. in tieferen Lagen des Wurmtals auf der Runde zwischen Teuter Hof und Wolfsfurth, häufig am Wegesrand antrifft.

Wer einem Holunderstrauch in seinem Garten eine Chance geben will und es etwas edeler mag, dem seien modernere Züchtungen empfohlen, wie z.B. Sambucus nigra „Black Beauty“ mit purpurbrauner Blattoberseite und zartrosa Blüten. Auch die Sorte Sambucus canadensis „Aurea“, mit goldgelben Blatträndern und hellroten, ebenfalls essbaren Früchten, ist sehr zu empfehlen und im Fachhandel erhältlich.

Samen aus reifen Früchten

Möchte man seinen Holunder selbst anziehen, so kann dies mit Samen, Steckholz oder Stecklingen erfolgen. Die Samen werden im Herbst aus den reifen Früchten ausgewaschen und mit feuchtem Sand vermischt in einem Blumentopf z.B. in der Garage gelagert.

Hierbei ist wichtig, dass die Samen den natürlichen Temperaturschwankungen des Winters ausgesetzt sind, damit sie ihre Keimhemmung bis zum Frühjahr verlieren. Im April werden sie dann im Freiland ins aufgeharkte Beet gesät und mit der Gießkanne kräftig angegossen.

Steckhölzer werden im Januar, und Stecklinge im Mai/Juni geschnitten. Bei der Steckholzvermehrung durch den Gartenliebhaber bietet es sich an, die Triebstücke mit der halben Länge in einen Sack Blumenerde einzustecken. Nach der Lagerung in der Garage werden sie dann im April ins Freiland ausgepflanzt. Die Stecklinge werden im Freiland in Blumenerde gesteckt und bleiben in der Phase der Wurzelbildung für 6 Wochen unter Folie oder in einem Frühbeetkasten, damit die weichen Triebe vor Austrocknung geschützt werden.

Neben dem Schwarzen Holunder (Sambucus nigra) mit seinem Verbreitungsschwerpunkt im Tiefland, trifft man den roten Holunder (Sambucus racemosa) vermehrt in Mittelgebirgen und den Alpen an. Unter weiteren Arten befinden sich auch Stauden. Solche Pflanzen sind kleiner, bilden keine verholzenden Triebe, sondern gehören zu den krautigen Pflanzen.


 

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zuletzt bearbeitet am 10.IX.2010