25.Febr.2010

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Huflattich: Frühlingsbote und Helfer für die, die es kalt erwischt hat

Astrid von Reis

Ungeduldig warten wir darauf, dass der Frühling mit milderen Temperaturen ins Land zieht. Doch hier müssen wir noch ein wenig warten bzw. fasten. Aber eine Vorahnung von Frühling können wir doch schon bekommen. Denn einigen Pflanzen reichen bereits die ersten wärmenden Sonnenstrahlen und die länger werdenden Tage. Dank ihrer unterirdischen Speicherorgane brechen sie in unseren Breiten an exponierten Stellen ab Ende Februar kraftvoll durch die manchmal sogar noch mit Restschnee bedeckte Erdkruste.

Zu diesen Pflanzen gehört auch der Huflattich, Tussilago farfara L., ein Korbblütengewächs, im Volksmund auch Brandlattich, Brustlattich, Rosshuf, Hitzeblätter, Lehmblümel, Märzblume, Tabakkraut genannt. Er bringt die Heilpflanzen zeitlich äußerst passend wieder „in Erinnerung“ und bietet erste Hilfe an. Hilfe für Menschen, die es im wahrsten Sinne des Wortes eiskalt erwischt hat mit Husten, Erkrankung und Verschleimung der Atemwege sowie Entzündungen im Mund- und Rachenraum.

Lange vor den Laubblättern erscheinen die schon im Herbst angelegten, mit rötlich-braunen Blattschuppen besetzten Stängel. An diesen entfalten sich an sonnigen Tagen die endständigen, goldgelben und nach Honig duftenden Blütenköpfe, die willkommene Nahrung für Insekten bieten. Nach der Blüte lassen sie die Köpfe hängen und es entwickeln sich – wie beim Löwenzahn – flugfähige Samen mit so genannten Schirmfliegern. Die lang gestielten und grundständigen Blätter, die auf der Unterseite stark behaart sind, erscheinen erst nach der Blüte. Der an Pferdehufe erinnernden Form und der Größe der Blätter (20 – 30 cm; althochdeutsch letticha/bleticha = großblättrige Pflanze) verdankt er seinen deutschen Namen.

Der lateinische Gattungsname sagt viel über die Anwendung des Huflattichs vor allem als Hustenmittel aus (tussis = Husten; agere = wegführen). Der Artname farfara rührt von der behaarten, mehlig aussehenden Blattunterseite (far = Getreide; ferere = tragen).

Huflattich gehört zu den ältesten vom Menschen verwendeten Heilpflanzen. Die gesamte Pflanze wird innerlich und äußerlich bereits bei den Kelten und den Griechen der Frühzeit genutzt. Hippokrates (um 460 v. Chr.) empfiehlt die Anwendung einer Abkochung zur Erweichung von Eitergeschwüren und seine Schüler und Nachfolger verordneten die Wurzel bei auszehrenden Krankheiten.

Das Rauchen der Blätter wurde gegen Husten und Schweratmigkeit empfohlen. Dioscorides (1. Jhd. n.Chr.) und sein Zeitgenosse Plinius rühmen auch den Gebrauch der Pflanze in Teeform bei Lungenkrankheiten und trockenem Reizhusten. Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind Pflanzenschleime, Gerb- und Bitterstoffe, Flavonoide und Pflanzensäuren, die sich in ihrer Heilwirkung bestens ergänzen. Bis zu den 90iger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde Huflattich in recht großem Umfang verwendet. Doch Untersuchungen ergaben, dass Huflattich auch leberschädigende und krebserregende Pyrrolizidinal-kaloide (Senkirkin und Senecionin) enthält. So empfiehlt das Bundesgesundheitsamt nur eine Anwendungsdauer von Huflattichtee (Blüten und Blätter) von maximal 6 Wochen pro Jahr. Durch Züchtungen von weitgehend pyrrolizidinalkaloidfreiem Huflattich und Überprüfung sind Produkte aus der Naturdrogerie und Apotheke empfehlenswert.

So wird Huflattich-Tee gegen Husten bereitet: Zwei gehäufte Teelöffel Huflattichblätter und/oder -blüten mit ¼ l kochendem Wasser übergießen, nach 5 Minuten abseihen und 3x täglich eine Tasse trinken. In etwas stärkerer Dosierung ist die Flüssigkeit zum Gurgeln ideal gegen Entzündungen.

Wer sich an den leuchtend gelben Blüten erfreuen oder auch ein wenig sammeln möchte, findet die in Europa, Afrika, West- und Ostasien heimische Pflanze mit den bis zu 2 m langen Wurzelausläufern auf lehmigen, kalkreichen, tiefgründigen Böden. Huflattich wächst gerne als Pionierpflanze in Sandgruben, auf Baustellen, Ödland, Schuttplätzen und Dämmen als auch an Weg- und Ackerrändern.

Huflattich als „Erinnerer“ greife ich noch mal auf. Sollte die Erkältung Sie gepackt haben, können noch viele weitere Pflanzen in Form von Tee, Sirup, Umschlägen oder Inhalation helfen und lindern: Salbei, Eibisch und Fenchel (s. a. www.biozac.de), Lindenblüten, Spitzwegerich, Thymian, Fichtennadeln, Zwiebeln, Holunder (Blüten und Beeren), schwarzer Rettich, Meerrettich.

Aber am Besten: Bleiben Sie gesund!



 

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zuletzt bearbeitet am 16.VIII.2010