3.Dez.2009

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


In Aachen zu Hause sein – Das heißt auch: Printen zu jeder Jahreszeit

Ruth Gestrich-Schmitz

Als ich im Sommer in einer Konditorei Printen kaufte, fragte eine Freundin entsetzt: „Wie kannst Du nur zu dieser Jahreszeit Printen essen?“ Jeder mag das nach seinem Geschmack handhaben, ich jedenfalls bin froh, in Aachen zu Hause zu sein und jederzeit dieses köstliche Gebäck genießen zu können. Jetzt in der Vorweihnachtszeit ist die Printe natürlich „in aller Munde“ und man kann sie überall kaufen. Zum Advent und zu Weihnachten gehört der Duft der Printengewürze einfach dazu.

Koriander ist eines dieser Gewürze, die auch schon Kaiser Karl in den Gärten seiner Pfalzen anbauen ließ. Frisch riechen alle Teile der Pflanze unangenehm streng nach Wanzen, was dem Koriander (griech. koris = Wanze) auch den Namen "Wanzendill" eingetragen hat. Nach ausreichendem Trocknen verliert sich dieser Geruch, dann duften die Koriandersamen würzig aromatisch. Der Koriander ist eine uralte Kulturpflanze, die seit mehr als 2000 Jahren in ganz Asien, Nordafrika und Europa in Gebrauch ist. Bei den Römern zählte der Koriander zu den allerwichtigsten Gewürzen: Im Kochbuch des Apicius wird er zu mehr als 70 verschiedenen Speisen empfohlen. Bedeutung hatte er ebenfalls als Heilmittel: Dioskorides (griech. Arzt, 1.Jh.n.Chr.) empfahl Koriander zur Behandlung von allerlei Geschwülsten, zur Vertreibung von Bandwürmern und zur Steigerung der Potenz. Auf Grund der ihm zugeschriebenen, aphrodisierenden Eigenschaften war er im Mittelalter Bestandteil diverser Liebestränke.

Heutzutage wird der Koriander nur noch manchmal als Arzneimittel eingesetzt: Ein Aufguss, als Salesianer-Tee bekannt, wirkt als ein mildes Mittel gegen Blähungen, Magenverstimmung und Völlegefühl. Koriander löst Darmkrämpfe und nervöse Spannungen. Er verbessert den Mundgeruch, besonders nach dem Genuss von Knoblauch. Das aus den reifen Früchten gewonnene Öl wird bei rheumatischen Schmerzen angewendet. Die größere Bedeutung besitzt der Koriander heute als Gewürz: Ganze Korianderfrüchte gibt man zu eingelegten Essigfrüchten, Gurken, Rote Beete, Fischmarinaden und zu Wildbeizen. Gemahlen ist Koriander Hauptbestandteil vieler Brot- und Wurst-Gewürzmischungen. Auch für die Herstellung verschiedener Kräuterliköre ist Koriander unentbehrlich. In den Ländern des Nahen Ostens und Südostasiens werden neben den Koriandersamen auch die Blätter zum Würzen verwendet: Was für uns die Petersilie, ist in Asien das grüne Korianderkraut, daher auch der Name "chinese parsley".

Doch zurück zur Weihnachtsbäckerei: Hier ist Koriander wichtiger Bestandteil beim Würzen von Printen und Lebkuchengebäck.

Für den, der Lust hat, selbst Printen zu backen, hier mein Rezept:

Zutaten für 45 Stück: 50 g Zitronat (klein gewürfelt), 250 g Zuckerrübensirup oder Honig, 200 g wei-ßer Kandiszucker (zerstoßen), 50 g Butter, 1 Essl. Zimtpulver, je 1 Teel. gemahlene Gewürze (Koriander, Gewürznelken, Kardamom), 500 g Mehl, 5 g (etwa 1 gehäufter Teel.) Pottasche (ersatzweise Backpulver), 2 Essl. Milch

Vorbereitungszeit: ca. 40 Min, Ruhezeit für den Teig: etwa 24 Stunden.

Zubereitung: Honig erwärmen, Kandiszucker, Butter und Gewürze unterrühren und erwärmen, bis die Butter geschmolzen ist. Zitronat darüber streuen und die Masse etwas abkühlen lassen. Nach und nach das Mehl darüber sieben und alle Zutaten miteinander verkneten. Pottasche in der Milch auflösen und zuletzt unter den Teig kneten. Den Teig zugedeckt 24 Stunden bei Raumtemperatur ruhen lassen. Backofen auf 180° C vorheizen. Backblech mit Butter einfetten oder mit Backpapier auslegen. Teig etwa ½ cm dick ausrollen und in 2 x 7 cm große Streifen schneiden oder wie Plätzchen mit Förmchen ausstechen. Die Printen mit genügend Abstand voneinander auf das Backblech legen und auf der mittleren Schiene im Backofen in etwa 10 - 15 Minuten goldbraun backen. Auf einem Kuchengitter abkühlen lassen. Je nach Geschmack mit Schokolade überziehen.

Meine Kinder waren von den selbstgebackenen Printen so begeistert, dass sie schon alle aufgegessen hatten, bevor ich die Zeit fand, die Printen mit Schokolade zu überziehen.



 

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zuletzt bearbeitet am 8.VIII.2010