Exkursionsbericht der Gartenreise des Freundeskreises
Botanischer Garten Aachen e.V.durch Mitteldeutschland
vom 02.-10.07.2022


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06.07.22 Dessau-Roßlau - Besuch im Wörlitzer Gartenreich

Leopold III. Friedrich Franz, Fürst und Herzog von Anhalt-Dessau (1740-1817) ist der Schöpfer des Gartenreichs von Wörlitz. Luther sagte einmal: »Ein kluger Fürst ist ein seltener Vogel.« Der reformierte Fürst war ein solcher.
Studienreisen nach Italien, Frankreich, in die Schweiz, in die Niederlande und nach England, gemeinsam mit seinem Freund, dem Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1736-1800), ließen den Plan zur Landesverschönerung Anhalt-Dessaus reifen. So entstand das Dessau-Wörlitzer Gartenreich. Heute erinnert das UNESCO-Welterbe »Dessau-Wörlitzer-Gartenreich« mit seinen sieben Parks, mit den Schlössern in Wörlitz, Oranienbaum, dem Georgium, dem Luisium oder Schloss Mosigkau an die Tätigkeit des Fürsten.
Da wir auf früheren Gartenreisen Wörlitz und Oranienbaum schon kennengelernt haben, besuchten wir dieses Mal die Parks Luisium und Georgium.

Schloss und Park Luisium
Die Hälfte der Anlage ist ein persönliches Geschenk des Fürsten an seine Frau Luise. Die andere Hälfte blieb bei ihm. Das als klassizistischer Kubus ausgeführte Landhaus (links), ist ein Meisterwerk Erdmannsdorffscher Baukunst. In der nahe gelegenen Jonitzer Kirche ist die Grablege des Fürstenpaares.
Getreu seinem Wahlspruch, das Schöne mit dem Nützlichen zu verbinden, betrieb der Fürst hier vor allem Obst- und Gemüseanbau. Zur Anlage gehört auch ein Gestüt (rechts).

Vor der Orangerie zogen alte Citrus-Bäumchen die Aufmerksamkeit auf sich. Das Schlangenhaus, ehemals als Teehaus genutzt, kann heute als exklusives Feriendomizil gemietet werden.

 

Schloss Georgium, Georgengarten und Beckerbruch
Der Georgengarten, bestehend aus dem Schloss, dem Wald- und Sumpfgebiet Beckerbruch sowie den Auenwiesen an der Elbe ist der zweitgrößte Landschaftspark im Gartenreich. Er ist der kunsthistorisch bedeutendste Landschaftspark Sachsen-Anhalts. Angelegt wurde er vom jüngeren Bruder des Fürsten Franz, Prinz Johann Georg (1748-1811).

Oben links: römischer Tempel; oben rechts: Flora-Tempel; unten links: Blick vom Schloss auf die Orangerie; unten rechts: das Blumengartenhaus wird zurzeit restauriert.

 

 

Schlosspark Dieskau
Das Schloss, ursprünglich im Renaissance-Stil erbaut, ist in einem beklagenswerten Zustand. Der Besitzer ist nicht in der Lage, das Gebäude zu erhalten geschweige denn zu restaurieren.

Seit 1998 kümmert sich die Gemeinde Kabelsketal mit Unterstützung des Fördervereins "Park Dieskau" e. V. um den 67 Hektar großen Landschaftsgarten, der von 1778 bis 1784 in Zusammenarbeit von Carl Christoph von Hoffmann, dem Schlossherren und späteren Kanzler der Halleschen Universität, und Johann George Schoch d.J. angelegt wurde. Teilbereiche wie Wegeführungen, das Wassersystem, der lyrische Baumkreis, der Pleasure Ground und diverse Sichtachsen werden seither wiederhergestellt. Das chinesische Teehaus ist als metallkünstlerische Nachbildung entstanden.

 

 

07.07.22 Halle (Saale) - Kulturhauptstadt Sachsen-Anhalts
An diesem Tag hatte der Busfahrer seinen Ruhetag einzuhalten. Daher sind wir zu Fuß in der Stadt unterwegs. Bei anfangs regnerischem Wetter erkundeten wir die Innenstadt mit Dom (oben links), Hallmarkt und Moritzburg. Einige erwiesen Georg Friedrich Händel, dem großen Barockkomponisten und Sohn der Stadt, die Referenz. Viele suchten aber auch das Beatles-Museum auf, das vor Jahren von Köln nach Halle umzog. Die Moritzburg (unten rechts) beherbergt heute die Kunstsammlung der Stadt.

 

Botanischer Garten der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Am Nachmittag hatten wir eine Führung im Botanischen Garten vereinbart. Der Garten wurde 1698 als erster Hortus medicus in Preußen im Zusammenhang mit der Universitätsgründung eingerichtet. Zurzeit wird das Botanische Institut (oben links) renoviert und erweitert.
Der Garten weist das klassische Programm mit Arboretum, System (unten links), Beete für geographische Vegetation, Alpinum, Wasserpflanzenbeete (unten rechts) und Spezialsammlungen auf. Der Pflanzenbestand war und ist Grundlage für botanische Studien. Langjährige Direktoren des Gartens waren u.a. Wilhelm Troll (Vergleichende Morphologie der Höheren Pflanzen) und Hermann Meusel (Rothmalers Exkursionsflora und Verbreitungsatlas der Mitteleuropäischen Pflanzen). Das Bild oben rechts zeigt den „Schwiegermuttersitz“, Echinocactus grusonii, benannt nach Hermann August Jacques Gruson, preußisch-deutscher Ingenieur, Erfinder und Unternehmer aus Magdeburg, der auch den Botanischen Garten in Halle gefördert hat.

 

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