Name im Capitulare  Nr. Botanischer Name Familie
mentam
42
Mentha spicata L. Lamiaceae

 
        
 
 Ähren-Minze
deutscher Name 
 Groene munt
niederländischer Name 
 menthe verte
französischer Name 
 spearmint
englischer Name 

 
Beschreibung

Geschichte

 Verwendung

 
Botanische Beschreibung der Art

Die Ähren-Minze wächst ebenfalls aufrecht, wird 30 - 80 cm hoch und kriecht auch mit langen Ausläufertrieben über den Boden. Die Stängel sind kahl und rundlicher wie bei der Wasser-Minze, weil die Kanten nicht so deutlich hervortreten. Die Blätter sind wie bei der Ross-Minze auch sitzend und ohne Stiele (höchstens die untersten Blätter haben nur ganz kurze Stielchen), kreuzgegenständig angeordnet. Sie sind schmal-eiförmig, spitz zulaufend bis lanzettlich, 2 - 7 cm lang und 1 – 2,5 cm breit, am Rand mehr oder wenig deutlich gesägt-gezähnt und ober- wie unterseits kahl, was ihr ein frischgrünes Aussehen gibt und den weiteren deutschen Namen "Grüne Minze" eingetragen hat. Die Blattnerven treten auf der Unterseite stark hervor. Die Blätter sind bei der Krausen Minze breiter lanzettlich, tief gezähnt und typischerweise wellig gekraust.

Die zahlreichen Blüten stehen in dichten, höchstens an der Basis etwas lückigen Scheinähren am Ende des Haupttriebs und der Seitentriebe. Die Ähren sind kahl oder nur mit vereinzelten Haaren bestanden. Der röhrig verwachsene, kahle Kelch ist, etwa 2 mm lang, mit 5 kurzen, aber linealen Zähnen. Die 3 – 4 mm lange Krone ist helllila, hellrosa oder weißlich gefärbt. Die Oberlippe ist kaum größer als jeder Lappen der 3-teiligen Unterlippe und erscheint somit regelmäßig 4-lappig. Die Kronzipfel sind abgerundet, leicht wellig und neigen mäßig zusammen.

Die Ähren-Minze blüht von Juli bis September. Sie bevorzugt feuchten, mäßig stickstoffreichen, Lehm- oder Tonboden. Sie ist eine typische Kulturpflanze, verwildert selten und ist in der freien Natur nur unbeständig und ab und an in Gartennähe zu finden.
 

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Geschichte

Mit der Ähren-Minze stößt man mitten hinein in das von Bastarden wimmelnde Wespennest der Minzenarten, -formen und –sorten. Eine dieser Hybridsorten, die auch nur aus der Kultur bekannt ist, ist die Pfefferminze. Einige Forscher meinen, sie schon aus Funden in altägyptischen Gräbern um 1200 – 600 v.Chr. gesichert nachzuweisen. Aber der englische Botaniker John Ray berichtet 1696 erstmalig, dass er sie in Gärten in Herfordshire gesehen hat. Man geht daher heute davon aus, dass die Pfefferminze in Kultur als Bastard zwischen der Ähren- und der Wasser-Minze entstanden ist. Pfefferminze hat, was oft ein Charaktermerkmal von Hybridformen ist, im Gegensatz zu ihren Wildpflanzen-Eltern, aus denen sie entstanden sind, den bei weitem höchsten Mentholgehalt. Da Hybridformen oft keine keimfähigen Samen bilden, ein weiteres häufiges Charakteristikum, oder in der Nachkommenschaft aufspalten und ihre guten Eigenschaften verlieren, werden sie in der Regel vegetativ über Ausläufer oder Risslinge vermehrt, was auch für die Pfefferminze zutrifft.

Die grüne Minze stammt wahrscheinlich aus dem Mittelmeergebiet. Fast überall in Europa und Afrika wurde sie allerdings seit Urzeiten in Kultur genommen. In Afrika gilt Tee aus grüner Minze als Zeichen besonderer Gastfreundschaft. In England und Amerika heißt sie in der krausen Variante "spearmint", eine Bezeichnung die jedem Kaugummi-Fan schon einmal untergekommen sein dürfte, denn Grüne Minze ist das Hauptgewürz des chewing-gum. Als Aromatikum findet sie aber auch Verwendung in Zahnpasta und anderen Kosmetika.

Die Pfefferminze wurde nach ihrer Entstehung sehr schnell zu einem Charaktergewürz der englischen Küche. Die "Mint Sauce" ist die Besonderheit in einem Land, in dem Saucen nicht so beliebt sind wie in Frankreich und Deutschland. Minze findet sich auch in Rezepten von Kompotts, Bonbons, Crèmes und anderen Süßigkeiten. Typisch englisch und bekannt nicht nur wegen der die Vorurteile und insgeheim gehegten Erwartungen bestätigenden Werbung, sind die berühmten, auch bei uns sehr beliebten, "after eight" zu genießenden Pfefferminz-Schokolade-Plätzchen.
 

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Heutige Bedeutung und Verwendung

Im 17. Jh. kamen Kultur und Verwendung der Pfefferminze dann auch auf den europäischen Kontinent. In den Bauerngärten als Gewürz angepflanzt, wurde es zeitweise auch im großem Stil angebaut. Im bayrischen Eichenau ist eine umfangreiche Dokumentation zusammengetragen über die im Unteren Allinger Moos betriebene Kultur des "Bauchwehkrauts", die Weltruf erlangte. Apotheken und Drogerien rissen sich um die Eichenauer Ware. Besucher aus aller Welt kommen inzwischen zum dortigen Pfefferminz-Museum. Pfefferminz-Tee, der auf Magen, Darm und Galle krampflösend wirkt, ist in jedem Lebensmittelgeschäft zu haben und bis auf den heutigen Tag ein beliebtes Getränk in Krankenhäusern geblieben. Pfefferminzöl ist in zahlreichen Arzneimitteln enthalten zur innerlichen oder äußerlichen Anwendung z.B. in Cremes, die Juckreiz stillen, oder in Nasensalben. Da kleine Kinder aber sehr empfindlich auf Menthol reagieren, es kann Kehlkropfkrämpfe und Atemnot auslösen, sollten sie damit nicht in Berührung gebracht werden. Babys und Kleinkinder können an Überdosen Menthol sogar sterben. Erwachsene sind dagegen im allgemeinen unempfindlich. Aber auch hier kann man des Guten zu viel tun, wie aus der Redensart hervorgeht, wenn man sich früher nach dem Grund des Verscheidens alter, siecher oder chronisch kranker Patienten erkundigte, dann ab und an zur Antwort bekam: "Deäh hät enne Peffemönz-Schlach krieäjeh!"
 

Da sich bei den Minzen Würz- und Heilwirkung auf innigste verbinden, zum Schluss noch einige Rezepte für "english passioned patients" (Die Rezepte stammen aus: Hollerbach: Kraut und Unkraut zum Kochen und Höhne, Medizin am Wegesrand – Die Heilkraft der Kräuterküche):
 


(Pfeffer-)Minztee
1 Tl / Tasse, 3 – 4 Tassen tägl. bei Verdauungsstörungen, Magen- und Leibkrämpfen.
Pfefferminz-Mischtee
30 g Pfefferminze, 60 g Kamille, 60 g Gänsefingerkraut
1 Tl dieser Mischung in einer Tasse mit kochendheißem Wasser aufbrühen. 10 Min. ziehen lassen.

Pfefferminz-Mischessig
60 g Pfefferminze, 60 g Rosmarin, 60 g Salbei, 15 g Gewürznelken (zerstoßen), 15 g Zitwerwurzel (Artemisia cina, aus der Apotheke), 15 g Angelikawurzel, 1 l guter Weinessig
Kräuter in einem großen Schraubglas mit dem Essig aufgießen und verschließen. Zwei Wochen an einem warmen Platz ziehen lassen, gelegentlich schütteln. Abseihen, gut ausdrücken. Bei Ansteckungsgefahr und Infektionskrankheiten teelöffelweise einnehmen. Äußerlich anqewendet wirkt dieser Essig desinfizierend und reinigend.

Minzsirup
3 Tassen Zucker in einer Tasse Wasser auflösen. 6 Stengel frische Minze zerdrücken und dazugeben, 5 Min. kochen, 15 Min. stehen lassen, dann abseihen. Den Sirup nach dem Erkalten in eine Flasche füllen und fest verschließen. Der Sirup eignet sich sehr zum Würzen von Süßspeisen, Fruchtbowlen und Getränken.

Pfefferminz-Drink
10 g zerstoßene Koriandersamen, 30 g Pfefferminzblätter, 10 g Zitronenmelissenblätter, 1 Gewürznelke, 1 l Wasser, 4 Essl. Honig, 1 Zitrone
Wasser aufkochen, alle Zutaten außer Honig und Zitrone beigeben, vom Herd nehmen und 10 Min. ziehen lassen. Abseihen und auf etwa 40° C abkühlen. Honig zufügen und auflösen. Einige Stunden kühl stellen und mit Zitronenscheiben servieren.
Pfefferminz-Limonade
Den Saft von je 1 Zitrone und 1 Orange mit etwas Apfelsaft und einigen Löffeln Minzsirup mischen.

Minzjulep (alkoholischer Cocktail)
Etwas zerkleinertes Eis, Zuckersirup, Whisky und 1 – 2 Blättchen frische Minze (1 Tl getrocknete Minze) mischen und die Minze dabei gut zerdrücken, in Gläser füllen, etwa ¾ voll. Darüber zerkleinertes Eis bis an den Rand schichten, mit Whisky übergießen und Minze verzieren. Nach etwa 2 Min., wenn das Glas beschlägt, servieren.

Minz-Bowle
Für 1 l braucht man 6 – 8 Stengel frische Minze, zerdrückt diese und übergießt sie mit dem Saft von 2 – 3 Zitronen und 3 Orangen. Etwas Apfelsaft hinzufügen, mit 5 Essl. Zucker verrühren. Eine Stunde bei Zimmertemperatur stehen lassen, dann kühlen. Mit Apfelwein oder Most auffüllen und in Gläser mit zerkleinertem Eis servieren.

Mintsauce
1/8l Weißweinessig mit 4 Essl. Wasser und 4 Essl. Zucker erhitzen bis sich der Zucker gelöst hat. Reichlich frische, gehackte Minze unterrühren. Mit Salz abschmecken und abkühlen lassen.
Diese "berühmteste aller englischen Soßen" ist für kontinentale Europäer gewöhnungsbedürftig, wird aber in der engl. Küche standhaft zu Hammel-, Kalbfleisch, Pasteten oder Fischgerichten gereicht.

Chutney mit Minze
250 g Tomaten häuten und pürieren, 500 g Äpfel, 3 Paprikaschoten, 5 große Zwiebeln in kleine Würfel schneiden und zusammen mit 125 g Rosinen, ½ Tasse feingehackter grüner Minze, 125 g Zucker, knapp ¼ l Weinessig, 2 Tl Senfpulver mit den Tomaten verrühren. Diese Masse muss vor dem Gebrauch mindestens 10 Tage kühl stehen.

Zucchini mit Minze
1 kg Zucchini, 8 Essl. Öl, 1 Bund Minze, 4 Knoblauchzehen, 2 Essl. Essig, Salz, frischgemahlener Pfeffer
Zucchini waschen, Blüten- und Stielansatz abschneiden. Der Länge nach in etwa ½ cm dicke Scheiben schneiden. In heißem Öl von beiden Seiten hellbraun braten und dann auf Küchenkrepp abtropfen lassen. Minzblätter waschen, trocknen und fein schneiden. Knoblauch in hauchdünne Scheiben schneiden. Die Zucchinischeiben von beiden Seiten salzen und pfeffern. Abwechselnd mit Minze und Knoblauch in eine flache Schüssel schichten. Dabei jede Lage Zucchini mit Essig beträufeln. Mit Folie abdecken und im Kühlschrank einige Stunden ziehen lassen. Ideal als Beilage zu gegrilltem Fleisch.

Lammkoteletts mit Tomaten und Minze
2 Bund Minze, 100 g zimmerwarme Butter, 8 Tomaten, 4 doppelte Lammkoteletts (à etwa 180 g), 2 Essl. Öl, 2 Essl. Semmel(n)brösel(n), Salz, frischgemahlener Pfeffer, Zitronensaft
Minzblätter abspülen, trocken tupfen und fein schneiden. Die hälfte davon mit 80 g Butter, Salz, Pfeffer und Zitronensaft verrühren. Auf Klarsichtfolie zu einer Rolle formen und im Kühlschrank fest werden lassen. Von den Tomaten die Deckel abschneiden, dann salzen und pfeffern. Restliche Minze mit Semmel(n)bröseln vermischen und auf die Tomaten verteilen, in eine ofenfeste Form setzen und mit den restlichen Butterflocken belegen. Im Backofen bei 225° C 20 Min. garen. Lammkoteletts säubern, in heißem Öl auf jeder Seite 3 Min. braten. Salzen und pfeffern. Minzbutter in Scheiben schneiden und mit den Tomaten zum Fleisch servieren. Als Beilage passt Reis.

Pfefferminzeis
110 g Zucker, 150 ml Wasser, 1 Handvoll Pfefferminzblätter, Saft einer Zitrone, 150 ml Sahne
Wasser und Zucker bei mäßiger Hitze 3 Min. kochen, abkühlen lassen. Die gewaschenen Pfefferminzblätter mit dem Zuckerwasser im Mixer zerkleinern, durch ein Sieb passieren und den Zitronensaft unterrühren. Die Masse in den Tiefkühler stellen. Sobald sie beginnt fest zu werden, die geschlagene Sahne unterziehen und wieder kühlen. Ab und an mit einem Schneebesen durchrühren. Vor dem Servieren eine zeitlang im Kühlschrank stehen lassen.

Minzquark
Quark mit Joghurt, Vanillezucker und Aprikosen- oder Stachelbeerkonfitüre verrühren. Steifgeschlagene Sahne und feingehackte Minzenblätter unterheben. Gekühlt oder halbgefroren servieren.
 
 




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zuletzt geändert am: 26.XII.2001