Name im Capitulare  Nr. Botanischer Name Familie
sisimbrium
41
Mentha aquatica L. Lamiaceae

 
     
 Wasser-Minze
deutscher Name 
 Watermunt
niederländischer Name 
 menthe aquatique
französischer Name 
 water mint
englischer Name 

 
Beschreibung

Geschichte

 Verwendung

 
Botanische Beschreibung der Art

Die Minzen bilden eine eigene Gattung, Mentha, und gehören zu den Lippenblütlern oder Taubnesselgewächsen. Die typischen Familienmerkmale wie vierkantigen Stängel, kreuzgegenständige Blätter, die zur trichter- lippenförmigen Röhre verwachsenen Kronblätter und die vier nüsschenartigen sog. Klausenfrüchte sind allen gemeinsam. Die Minzen-Arten sind untereinander aber, obwohl sie mit geläufigen Namen als Poleiminze, Wasser-Minze, Krause Minze, Pfefferminze, Grüne Minze, Pferde-Minze u.a. bezeichnet werden, nur schwer auseinander zu halten, was nicht zuletzt darin begründet ist, dass sie häufig untereinander Bastarde bilden. Verbreitet sind Minzen in Europa, Asien und Afrika. Sie kommen auf feuchten oder nassen Böden vor und wachsen im flachen Wasser.

Die Wasser- oder Bachminze (alter Name Fischminze) besiedelt Bäche und kann mit ihren Ausläufern rutschige Teichufer befestigen. Sie bevorzugt stickstoffreichen, nassen, zeitweise überschwemmten humosen oder tonigen Boden. Sie wächst aufrecht, wird 20 - 80 cm hoch und kriecht mit langen Ausläufertrieben, die schließlich ein dichtes Geflecht bilden, über den Boden. Die Kanten des Stängels sind oft dicht und abstehend mit etwas rückwärts gerichteten Haaren bestanden. Die Blätter sind kurz gestielt, eiförmig bis lanzettlich,2 – 8 cm lang und 1,5 – 4 cm breit, oberseits wenig, unterseits etwas dichter behaart, der Rand ist deutlich gezähnt. Schon ohne die Blätter zu zerreiben riecht die Pflanze auffallend aromatisch. Die Blüten stehen kurz gestielt in kurzen Ähren, kopfig kugelig gehäuft am Ende der Triebe und zu Quirlen angeordnet in den Achseln der oberen Blätter. Der Kelch ist röhrig verwachsen, etwa 4 mm lang, mit 5 gleichartigen, fast linealen Zipfeln, die nur leicht behaart sind. Die 6 – 7 mm lange Krone ist intensiv rosalila gefärbt. Die Oberlippe ist kaum größer als jeder Lappen der 3-teiligen Unterlippe, die Krone erscheint somit regelmäßig 4-lappig. Diese sind zungenförmig bis sehr schmal eiförmig und neigen nicht zusammen. Die Wasserminze blüht in der Zeit von Juli bis Oktober.
 

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Geschichte

Walahfried Strabo, Abt auf der Reichenau in karolingischer Zeit, sagt in seinem Gartengedicht von den Minzen: "Nimmer fehle mir auch ein Vorrat gewöhnlicher Minze, So verschieden nach Sorten und Arten, nach Farben und Kräften." und an anderer Stelle weiter: "Wenn aber einer die Kräfte und Arten und Namen der Minze / Samt und sonders zu nennen vermöchte, so müsste er gleich auch / Wissen, wie viele Fische im Roten Meere wohl schwimmen, / Oder wieviele Funken Vulcanus, der Schmelzgott von Lemnos, / Schickt in die Lüfte empor aus den riesigen Essen des Aetna." Offensichtlich schätzte man die Minzen sehr, zerbrach sich aber schon damals den Kopf über die Arten und Sorten; nicht von ungefähr sind mit puledium, sisimbrium, mentam, mentastrum und neptam im Capitulare fünf von ihnen verzeichnet. Die aromatische Frauenminze riecht zwar auch sehr "minzig", sollte aber nicht hinzugerechnet werden, da es sich bei ihr um ein Korbblütergewächs handelt.

In der Antike war die Wasser-Minze zusammen mit der Polei-Minze wahrscheinlich Bestandteil des kykeon, des Einweihungstrankes der eleusinischen Mysterien, wo man den Kult der Demeter und ihrer Tochter Persephone (Gottheiten der Fruchtbarkeit) zelebrierte und über die man wenig weiß, weil sie naturgemäß strengster Geheimhaltung unterlagen. Man vermutet aber, dass durch den Genuss des Trankes, eine Art Bier, das möglicherweise auch Opium, Taumellolch, (Mutterkorn?) und einige psychoaktive Pilze enthielt, die Eingeweihten kollektive psychedelische Visionen erlebten.

"Der Bachmüntzen same in Wein getruncken / ist gut wider die harnwinde / das trüpflich Harnen / und den stein / Sänfftiget den Schmertzen deß Grimmens / und stillet das Kluxen. Die Blätter wider das Hauptwehe / in der Gestalt eines Pflasters / ober die Schläff und Stirn gelegt." schreibt Dioskorides. Man flocht daher auch gerne die Wasser-Minze in Kränze, die man auf dem Kopf trug, was übrigens auch Pfarrer Sebastian Kneipp gegen Kopfschmerzen empfahl. Als Tee oder als Pulver getrunken stärkt sie den Magen. Geschwächten Kranke, die an Herzklopfen, Übelkeit und Erbrechen leiden, wurde sie regelmäßig verabreicht. Nach Hildegard von Bingen sollte sie roh oder gekocht mit Fleisch oder in Suppen oder in Mus oft gegessen werden, wenn der Magen von vielen Speisen und Getränken beschwert wird und er daher "dämpfig" ist. Wem die Gicht schadet, verordnet Hildegard den Saft der Krausen Minze - man sah in ihr eine krausblättrige Form der Wasserminze - vermischt mit Wein morgens und abends und zur Nacht zu trinken und die Gicht wird weichen.

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Heutige Bedeutung und Verwendung

Die Minzen enthalten etherisches Öl, das sich aus Menthofuran (40 – 50 %), alpha- und beta-Pinen, beta-Caryophyllen, 1,8-Cineol, Germacren D, Limonen und Menthol zusammensetzt, ferner Gerbstoffe und Bitterstoffe. Menthol tritt in Wechselwirkung mit den temperaturempfindlichen Rezeptoren der Haut, bewirkt ein Kältegefühl und wird als Analgetikum (leichte Betäubung) empfunden. Minzen wirken zusammenziehend (adstringierend), regen den Appetit und den Gallenfluss an, tragen so zu einer verbesserten Verdauung bei und lösen Krämpfe. Innerlich finden sie Anwendung bei Durchfall, Magendarmkatarrh, Erkältungen und schmerzhafter Menstruation. Eine Überdosierung verursacht Erbrechen.

Die Japanische Minze (Mentha arvensis var. haplocalyx) wird zur Gewinnung von Menthol angebaut. Das in Apotheken erhältliche Japanische Heilöl besitzt keimtötende Wirkung und kommt häufig bei angehenden Erkältungen vorbeugend zur Anwendung. In der ayurwedischen Medizin sind die Indikationen für Minze: Erkältungen, Fieber, Halsschmerzen, Ohrenschmerzen Verdauungsstörungen, nervöse Unruhe Kopfschmerzen. Die leicht beruhigende Wirkung der Minzen auf die Nerven und die Verdauung hilft, den Körper zu entspannen und Geist und Sinne zu erfrischen.

Zum Schluss noch eine Anmerkung betreffend das schon von Walahfried Strabo ausgesprochene Wirrwar der Arten und Sorten der Minzen: Mentha crispa, die Krause Minze, ist seit Alters her als Kulturpflanze bekannt und wird seit dem Mittelalter unter diesem Namen geführt. Heute wird sie nach neueren Untersuchungen nicht mehr als krausblättrige Varietät der Wasser-Minze zugerechnet, sondern als solche der Art Mentha spicata, der Ährenminze, zugeordnet. Das wiederum wird aber nicht unumstritten von allen Bearbeitern so akzeptiert, denn es gibt offensichtlich doch auch krause Formen der Wasser-Minze Mentha aquatica.
 

 



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zuletzt geändert am: 26.XII.2001